Stallbau aktuell:

Was ist mit der Separation von Gülle möglich?

Die Separation von Gülle ist keine ganz neue Technik. Bereits vor 30 Jahren beschäftigte sich Wissenschaft und Industrie mit diesem Thema. Aber erst in den letzten Jahren ist eine verstärkte Nachfrage nach dieser Technik zu beobachten. Auch in Luxemburg haben einige Betriebe bereits Gülleseparatoren in betrieb bzw. nutzen diese Technik überbetrieblich. Doch wo liegen eigentlich die Vorteile der Gülleseparation?

Fest und Dünn trennen – die Technik

Von den möglichen Verfahren zur Separation von Gülle, werden in Milchviehbetrieben überwiegend Preßschnecken eingesetzt. Bei Schneckenpressen drückt eine rotierende Schnecke die Gülle durch einen Siebkorb. Ein Gegendruck am Ende sorgt dafür, dass sich die Feststoffe dort stauen und der flüssige Anteil abläuft.

Der Gegendruck ist einstellbar, wo-mit der Trockenmassegehalt dieser festen Fraktion verändert werden kann. So kann ein Trockenmassegehalt von bis zu 35 % erreicht werden. Alternativ werden auch Zentrifugen eingesetzt. Diese finden oft bei Schweinegülle Verwendung. Selten zu finden sind Schwing- oder Trommelsiebe oder verschiedene Eindickungsverfahren.

Entlastung des Güllelagers bis 30 %

Durch die Einstellbarkeit des Trockenmassegehalts in der festen Fraktion können die Anlagen an verschieden Zwecke angepasst werden. Offensichtlich erscheint, dass durch die Entfernung von Feststoffen aus der Gülle das Güllelager entlastet werden kann. Die feste Fraktion kann vor der Ausbringung einfach auf Mistplatten gelagert werden oder kostengünstig auch über größere Entfernungen zum Verwendungsort transportiert werden. Die Höhe der Entlastung richtet sich nach dem Abscheidegrad. Je geringer die Trockenmassegehalte sind bzw. je mehr Flüssigkeit in der Feststofffraktion verbleibt, desto größer das Volumen, das zur Entlastung beiträgt. Je trockener die Feststoffe sind, desto geringer ist das Volumen. In der Praxis zeigt sich, dass bis zu 30 % Lagerraum eingespart werden können. Gerade bei knapper Lagerkapazität ist das ein großer Vorteil der Gülleseparation.

Neben den Feststoffen fällt bei der Separation natürlich auch eine flüssige Fraktion, die sogenannte Dünngülle an. Für diese muss ein separater Güllekeller vorhanden sein. Diese Dünngülle bildet keine Schwimmschicht und kann daher ohne mixen entnommen und ausgebracht werden. In der Nährstoffzusammensetzung der Dünngülle spiegelt sich der Entzug der Feststoffe wieder. Das bedeutet, dass bei einem Feststoffentzug von 30% aus der Rohgülle auch durchschnittlich 30% der Nährstoffe entzogen werden. Eine Anreicherung von einzelnen Nährstoffen findet bei Rindergülle und Pressschneckentechnik nicht statt. Bei Schweinegülle und dem Einsatz von Zentrifugen zur Gülleseparation konnte in verschiedenen Untersuchungen eine überproportionale Anreicherung von Phosphor in der festen Fraktion festgestellt werden. Durch die Nährstoffanreicherung in der festen Fraktion steigt deren Transportwürdigkeit. Die Abgabe der festen Fraktion an anderen Betrieb entlastet also die eigene Fläche überproportional.

  

Hoher Düngerwert

Die feste Fraktion kann einfach mit dem Miststreuer ausgebracht wer-den. Auch eine Lagerung zu Düngerzwecken ist gewalzt und abgedeckt zeitweise (z.B. über Winter) ohne Probleme möglich. Gerade der Dünngülle wird von Praktikern ein hoher Düngerwert zugesprochen. Sie berichten von den guten Düngereigenschaften der Dünngülle insbesondere im Grünland. Unproblematisch ist die Ausbringung mit Schleppschuh oder Schleppschläuchen. Die Dünngülle läuft auch schnell vom Blatt. Außerdem findet keine Entmischung während des Transportes statt.

Einstreuen mit gepresster Gülle?

Eine andere Verwendung der festen Fraktion der Gülleseparation ist die Nutzung als Einstreumaterial für Liegeboxen. Immer mehr Betriebe nutzen die Separation von Gülle auch dazu kostengünstiges Einstreumaterial für den eigenen Betrieb zu erzeugen. Die feste Fraktion ist geradezu ideal als Einstreumaterial geeignet: Kein Staub, keine Klumpen und die Fähigkeit ca. 220 % Feuchtigkeit aufzunehmen. Wer ethische Bedenken hat, Kühe auf Gülle zu betten, wird von dem Zustand der Güllefeststoffe überrascht sein. Diese sehen aus und riechen eher wie Torf als wie Gülle.

Doch gibt es bei dieser Verwendung auch einiges zu beachten: Der TS-Gehalt sollte nach Möglichkeit mehr als 30 % betragen. Auch dann wirken die Güllefeststoffe noch relativ feucht, trocknen aber in der Box schnell nach, wenn sie nur in dünnen Schichten eingebracht werden. Praktiker berichten auch, dass es zu Problemen kommt, wenn Gülle separiert wird in die zuvor Spülwasser oder Milchreste eingeleitet wurde. Dies muss bei der Planung durch separate Zisternen berücksichtigt werden.

Die mit Güllefeststoffen eingestreuten Liegeboxen werden von den Kühen gerne angenommen. Vergleichende Versuche mit anderen Einstreumaterialien zeigen, dass die Kühe oft die mit Güllefeststoffen eingestreuten Boxen bevorzugen. Die Kühe, die auf korrekt mit Güllefeststoffen eingestreuten Tiefboxen liegen, genießen einen hervorragenden Liegekomfort und auch die Eutergesundheit ist nicht beeinträchtigt. Gerade über diesen Punkt gab es in den vergangen Jahren viele Diskussionen. Untersuchungen zeigen nämlich, dass in Güllefeststoffen doch eine hohe Keimbelastung existiert. Diese ist aber durchaus mit einer Stroh-Mist-Matratze in Tiefboxen vergleichbar. Wichtig ist, dass die Boxen trocken gehalten werden und nicht „vernässen“, dann haben die Keimgehalte keine negativen Auswirkungen. Zudem sollte immer nur Gülle aus dem eigenen Betrieb für Einstreu-zwecke separiert werden und bei der Lohn-Gülleseparation darauf geachtet werden, dass der Separator gründlich gereinigt ist. Nur so lässt sich die Übertragung von Krankheiten von Betrieb zu Betrieb verhindern. Praktiker erzielen durch den Einsatz von Güllefeststoffen als Einstreumaterial Einsparungen gegenüber herkömmlichem Einstreumaterial wie z.B. Sägemehl, von bis zu 50 %. Allein dadurch ist je nach Betriebsgröße und Kuhzahl eine gute Amortisation der Anschaffungskosten eines Gülleseparators gegeben.

Gülleseparation in Stichwörtern:

– Pressschnecken bei Rindergülle.

– Zentrifugen bei Schweinegülle.

– Guter Düngerwert der Dünngülle besonders im Grünland.

– Entlastung der Güllelagerstätten von 30 % möglich.

– Einfacher Nährstofftransport mit Güllefeststoffen.

– Gutes und kostengünstiges Einstreumaterial für Liegeboxen.

 

-Armin Fuchs-

 

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