FILL-Generalversammlung 2018:

der Start in die Weidesaison

Die ordentliche Generalversammlung 2018 des Fördervereins Integrierte Landbewirtschaftung Luxemburg stand ganz im Zeichen des Grünlands und der Weidewirtschaft. Im Anschluss an die statutarisch vorgesehenen Punkte eröffnete die FILL die Weidesaison 2018 mit Fachbeiträgen zum effizienten Nutzen der Weide.

Im Lycée technique agricole in Ettelbrück fand am Nachmittag des 5. März die Generalversammlung 2018 der FILL (Förderverein Integ­rierte Landbewirtschaftung Luxem­burg) in Anwesenheit von Land­wirtschaftsminister Fernand Etgen statt. Die ordentliche Generalver­sammlung der FILL stand in diesem Jahr ganz im Zeichen des Grünlands und der Weidewirtschaft. Im An­schluss an die statutarisch vorgese­henen Punkte eröffnete die FILL die Weidesaison 2018 mit Fachbeiträgen zum Weidemanagement.

FILL-Präsident Nico Kass ging in seiner Ansprache auf die Problema­tik der Flächenverfügbarkeit in der luxemburgischen Landwirtschaft ein, eine Thematik, die der FILL sehr stark am Herzen liegt, die ganz besonders aber auch im Zusammen­hang mit der Weidewirtschaft, sowie mit Agrarumweltprogrammen und den damit verbundenen mehrjäh­rigen Verpflichtungen ein Problem darstellt. Nico Kass rief die Politik auf, sich diese Problematik anzunehmen.

Im Anschluss an die Begrüßung von Nico Kass ging FILL-Sekretär Marc Fiedler auf die Tätigkeiten des Fördervereins im Laufe des Jahres 2017 ein. Marc Fiedler unterstrich die Bedeutung der FILL als spartenüber­greifende, politisch neutrale Organi­sation im Dienste der integrierten Landwirtschaft. 2017 zählte die FILL 25 Organisationen, Dienststellen und Einzelunternehmen aus Land­wirtschaft, Weinbau und Garten­bau. Als 25. Organisation im Bunde stieß letztes Jahr das IBLA (Institut fir Biologësch Landwirtschaft an Agrarkultur Lëtzebuerg) hinzu.

Der FILL-Sekretär informierte die Generalversammlung über den derzeitigen Stand der einzelnen Projekte. Ein ganz besonderes Aus-hängeschild der FILL ist das Projekt EFFO (Effiziente Fruchtfolgen – ein Lösungsansatz für einen verbes­serten Wasserschutz und mehr Bio­diversität in der luxemburgischen Landwirtschaft), das im Herbst 2015 gestartet wurde und sich mit der Bedeutung ausgewogener Frucht­folgen als wichtiges Instrument der Reduzierung von Pflanzenschutz­mitteln, vor allem im Rapsanbau, beschäftigt. Das Projekt läuft bis Sommer 2020 und wird vom Land­wirtschaftsministerium, vom Nach­haltigkeitsministerium und vom Forschungsministerium unterstützt. Konkret werden acht Anbauvarian-ten im Raps auf drei von der Boden­beschaffenheit unterschiedlichen Standorten (Septfontaines, Wahl und Bigelbach) miteinander vergli­chen und daneben zwei vollstän­dige Fruchtfolgen untersucht. 2017 fanden in Sachen Öffentlichkeitsar­beit eine Fachtagung zum Thema „Alternative Anbautechniken im in­tegrierten Rapsbau“ in Ettelbrück statt, eine offizielle Begehung der Versuchsfelder in Wahl, eine Pro­jektvorstellung bei der FAE und „Een Dag um Bauerenhaff“ sowie ein wissenschaftlicher Expertentalk im Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST) in Esch-sur-Alzette, in Anwesenheit der Umweltministerin sowie des Land­wirtschaftsministers.

Das zweite große Projekt der FILL ist das Projekt „AutoGrassMilk“. Hierbei handelt es sich um ein eu­ropäisches FP7-Projekt im Rahmen welches ein Forschungsnetzwerk zwischen den Ländern Irland, Bel­gien, Frankreich, Niederland, Däne­mark, Schweden aufgebaut wurde. Im November 2013 wurde auch Lux­emburg kooptiert, kürzlich erlangte Luxemburg die Vollmitgliedschaft. Bei dem Forschungsprojekt geht es darum, die Vereinbarkeit zwischen automatisierter Melktechnik (Melkroboter) und Weidegang in Bezug auf Aspekte wie Fütterungstechnik, Herdenmanagement oder Wirtschaftlichkeit zu überprüfen. Schlüsselelemente diesbezüglich sind etwa die Position des Roboters im Stall, die angelegten Weidewege, welche die Tiere zwischen Roboter und Grünlandparzelle barrierefrei benutzen sollen und die Parzelleneinteilung um eine möglichst effi­ziente Futteraufnahme zu gewähr­leisten. In Luxemburg wird das jetzt schon auf 7 Pilotbetrieben in Angriff genommen. Im Zusammenhang mit „AutoGrassMilk“ fanden mehrere On-Farm-Shows statt, zu Themen wie „Weideprämie“, „Halbzeitbilanz der Winterfütterung”, „Grassilage“ oder „Heubelüftung“.

Landwirtschaftsminister Fernand Et­gen bedankte sich bei der FILL für deren Einsatz für eine nachhaltige Landwirtschaft. In diesem Zusam­menhang unterstrich er die Bedeu­tung von Innovation und Forschung im Rahmen der zukünftigen Ge­meinsamen Agrarpolitik und si­cherte der FILL auch weiterhin die Unterstützung seines Ministeriums zu.

Im ersten Vortrag des Nachmittags sprach Pascal Pelt von der ASTA zu den Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen im Rahmen des neuen Agrargesetzes mit Schwerpunkt Wei­deprämie. Bei der Weideprämie gibt es bekanntlich zwei Varianten: Vari­ante 1 wenn keine Mahd vor dem 15. Juli, Mulchen erst ab dem 15. Mai getätigt wird, Variante 2 wenn nicht vor dem 30. August gemäht und nicht vor dem 15. Mai gemulcht wird. Variante 1 wird mit 250 Euro je Hektar, Variante 2 mit 300 Euro je Hektar entschädigt. Bei Dauer­weideland kann die Prämie um 50 Euro/ha erhöht werden. Mulchen ist nach dem jeweiligen Mahdter­min möglich. Auf der förderfähigen Fläche muss ein Hektar für 7 GVE zur Verfügung stehen. Die Anzahl wird durch die durchschnittliche jährliche Milchleistungsprüfung bestimmt. Das Programm gilt nur für Milchkühe in der Laktation und trockenstehende Milchkühe, welche einer offiziellen Milchleistungsprü­fung unterzogen werden. Die Entfer­nung zwischen Melkstall und Weide darf 1.000 nicht überschreiten. Der Zugang zur Weide muss permanent gewährleistet sein. Der Weidegang ist demnach vom 1. Mai bis zum 15. November spätestens verpflichtend.

Anschließend ging André Meier vom FILL-Grünlandteam auf Praxisas­pekte im Zusammenhang mit dem Weidegang und der dies bezügli­chen Beratung ein. Ein Hauptargu­ment für die Weide ist zweifelsohne wirtschaftlicher Natur, sowohl was die Futterkosten als auch die Arbeits-erleichterung anbelangt. Aber auch Argumente im Zusammenhang mit dem Tierwohl, dem Schutz unserer natürlichen Ressourcen (Weide als Eiweißquelle, Energiesparen) und der Qualität von Milch und Fleisch sprechen für ein verstärktes Einbin­den der Weide in den Futterplan. Nicht zuletzt darf auch die Trans­parenz der Landwirtschaft, d.h. der Wunsch des Verbrauchers nach ein­er „sichtbaren“ Milchproduktion, im Gegensatz zur reinen Stallhaltung der Milchkühe, in diesem Zusam­menhang nicht vergessen werden. André Meier ging auf die einzelnen ertragsbestimmenden Faktoren wie Niederschlag, Temperatur, Boden, Pflanzenbestand und die Nutzungs-art ein. Er unterstrich, das Weiden der Kühe stelle zwar in vieler Hin­sicht eine Arbeitserleichterung für den Landwirt dar, sei aber mit ei­nem hochkomplexen Management verbunden. Dazu gehörten in erster Linie ein akribisches Beobachten der Wachstumskurve des Grases, die Entscheidung für das richtige Weidesystem (Kurzrasenweide, Koppelweide oder Portionsweide) und eine angepasste Zufütterung im Stall.

Zum Start der Weidesaison forderte Meier die zahlreich anwesenden Landwirte auf, die Stalltüren zu öffnen sobald der Boden tragfähig sei, warnte aber zugleich davor, den Weidegang zu schnell und unüber­legt zu vollziehen: nur ein schrittweiser, schonender Weidegang er­möglicht dem Organismus eine angepasste Futterumstellung. Um die interessierten Landwirte noch besser begleiten zu können, gibt das FILL-Grünlandteam ab dieser Saison ein wöchentliches Weidetelegramm heraus, zu dem sich die Bauern an­melden können. Die an Hand von Grasmessungen auf fünf Pilotbe­trieben erhobenen Informationen fließen in das Beratungstelegramm mit ein. Informationen auf: www.grengland.lu.

Abschließend ging Luc Sassel, der in der Normandie den Milchviehbe­trieb EPH Holstein bewirtschaftet und mit seinen Kühen aktiv den Weidegang betreibt, auf seine ei­genen Erfahrungen ein, beschrieb seine anfänglichen Schwierigkeiten mit der Systemumstellung und er­mutigte die Anwesenden, durch Experimentierfreudigkeit ihren ganz individuellen Weg in Sachen Weide­management zu finden.

 

Marc Fiedler - SER

 

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