Interessantes von der Mosel 

Das Weinjahr startet schon mit Extremen... . 

 

 

Der Winter des Weinjahres 2019 fiel wiederum milder aus als der langjährige Durchschnitt. Der Monat Februar überraschte mit einer noch nie erfassten Tagesmaximaltemperatur für einen Wintermonat. Zum Ende des Monates stiegen die Temperaturen progressiv an und am 27. Februar wurden im ganzen Land Temperaturen oberhalb der 20°C Marke gemessen. An der Wetterstation in Remich wurde sogar eine Maximaltemperatur von 23,9°C gemessen!

Der Austriebsmonat April wurde ebenfalls von Extremen gekennzeichnet. Das Skandinavien-Hoch „Katharina“ brachte in der ersten Hälfte des Monates trockene und eiskalte Polarluft über die Ostsee nach Luxemburg. Da in der entgegengesetzten Richtung ein Tiefdruckgebiet über dem Mittelmeer lauerte, fiel in unseren Breiten sogar Schnee und es wurden wiederholte Minustemperaturen an der Wetterstation in Remich gemessen. Ab der dritten Aprilwoche schlug die Witterung dann abrupt auf hochsommerliche Bedingungen um. So wurden z.B. am Osterwochenende vom 20. April Tagesmaximaltemperaturen bis 26°C gemessen! Danach schwächten die Temperaturen wieder auf normale, für die Saison angepasste Temperaturen ab.

Der temporäre Hitzeschub hatte dazu beigetragen, dass der Austrieb der Reben dieses Jahr gut eine Woche früher als im langjährigen Schnitt stattgefunden hat. Zum Ende des Monates April kam es dann wieder zu einem Kälteeinbruch und der Austrieb wurde gebremst.

Zum Beginn des Monates Mai machte sich Polarluft über Mitteleuropa breit und in der Nacht herrschten wiederholt Tiefsttemperaturen unter 0°C. So kam es dann auch in der Nacht vom 4. Auf den 5. Mai an der Luxemburger Mosel zu Spätfrost mit kräftigen Schäden an den jungen Rebtrieben. Dieses Mal waren Weinberge im gesamten Weinbaugebiet betroffen, also von Schengen bis Wasserbillig. An der Wetterstation in Remich wurde an dem Sonntagmorgen in 5 cm Bodenhöhe minus 2,5°C gemessen. Lokal sind die Minimaltemperaturen sicherlich noch tiefer gefallen. Aus etlichen Weinbergen wurden Schäden zwischen 60 und 100% gemeldet.

Dieses Mal kann man sehr wohl von einer untypischen Schadenssituation reden, da es auch außerhalb der bekannten spätfrostgefährdeten Senken und Frostlagen zu Schäden kam. Lagen am Oberhang und steilere Südhänge, an denen die kalte Polarluft normalerweise gut vorbeiströmen kann, wurden ebenfalls stark getroffen. Sogar von Stock zu Stock konnte man innerhalb eines Weinberges oft sehr unterschiedliche Schädigungen auffinden. An manchen Stöcken waren die bodennäheren Triebe auf der Bogrebe noch grün, während die etwas höher gelegenen Triebe erfroren waren. Dies ist ebenfalls untypisch, da es in Bodennähe lediglich am meisten abkühlt.

Das Weinbauinstitut empfiehlt jedes Jahr die Begrünungen in den Weinbergen bis zum Ende der Eisheiligen (15. Mai) kurzzuhalten, um eine zu starke Auskühlung in Bodennähe zu vermeiden und einen besseren Abfluss der Kaltluft zu gewährleisten. Diese Maßnahme scheint aber dieses Jahr nur wenig Einfluss auf die Schadensbegrenzung gehabt zu haben.

Die Rebe kann im Austriebsstadium Spätfröste zwischen 0°C und -2°C je nach Situation der Kälteluft ohne zu große Schäden überstehen. Doch dieses Mal kam die Besonderheit hinzu, dass es am Tag zuvor regnete und in Bodennähe viel Feuchtigkeit vorhanden war. Und diese Tatsache verstärkte die Frostwirkung deutlich. Darüber hinaus kann man davon ausgehen, dass wir es dieses Mal mit einem sogenannten Advektivfrost zu tun hatten. Hierbei handelt es sich um eine Frosteinwirkung, bei der Luftmassen als Ganzes im kritischen Temperaturbereich liegen. Es wird allgemein nicht so extrem kalt, aber diese Fröste beschränken sich nicht nur auf die gefährdeten Mulden und Senken.

Auch wenn die Weinberge allgemein stark von Frost getroffen wurden, so findet man trotzdem ein heterogenes Schadbild auf, und das manchmal in Gemarkungen die nicht weit voneinander entfernt sind. So wurden z.B. die Weinberge rund um die Ortschaft Ehnen sehr stark getroffen, während die Gemarkung zwischen Ahn und Machtum weitgehend verschont blieb.

Die durch Spätfrost verursachten Schäden decken eine Spannbreite von nahezu 0 bis 100% ab. Im Schnitt kann man dieses Jahr von einem Schadensbild zwischen 40 und 50% über die gesamte Luxemburger Mosel ausgehen. Die Rebe besitzt beim Austrieb einen Schutzmechanismus, der es ihr im Falle der Zerstörung der Hauptknospe ermöglicht, Ersatztriebe aus den sogenannten Beiknospen zu bilden. Leider sind diese Beiknospen wenig fruchtbar, d.h. sie werden später nur eine oder maximal zwei kleine Trauben bilden. Die Rebe besitzt daneben die Fähigkeit, einen erlittenen Ertragsausfall zu kompensieren. Dies geschieht nach der Blüte durch dickere Beeren und größere Trauben. Jedoch kann dieser Mechanismus maximal 30% Ertragsausfall kompensieren.

Auch wenn die Luxemburger Mosel in den letzten Jahren gegenüber den Nachbarländern mehr oder weniger gut von Spätfrost davonkam, so hat es uns dieses Mal doch voll erwischt. Etliche frostgefährdete Weinbergslagen sind in Luxemburg gegen Spätfrost versichert. Hierbei sei zu erwähnen, dass der Luxemburg Staat den Winzern finanziell unter die Arme greift, indem er sich an den Versicherungsprämien der Winzer beteiligt. Trotzdem bringt die finanzielle Absicherung den Winzern den Ausfall der Trauben und des späteren Weines nicht zurück.

 

 

 Junger abgestorbener Trieb nach dem Frost.