Der neue Präsident der LLJ Charel Ferring im Interview

Nachdem Luc Emering den Posten des Nationalpräsidenten der Lëtzebuerger Landjugend a Jongbaueren (LLJ) zur Verfügung stellte, übernahm Charel Ferring das Ruder. Der 21-jährige Junglandwirt aus Tandel besucht derzeit die Agrarhochschule in Bingen und will sich später im Familienbetrieb mit einbringen. Die Alcovit-Redaktion hat es sich nicht nehmen lassen, dem neuen Präsidenten der LLJ ein paar Fragen zu seinem Amtsbeginn zu stellen. Vorab bedanken wir uns für das unterhaltsame Gespräch und wünschen eine gelungene Amtszeit. Es ist noch festzuhalten, dass neben Luc Emering sich ebenso sein Vize-Präsident von der LLJ, Max Blom, der den Posten seit Juni 2020 besetzte, verabschiedete. Für ihn übernimmt Sara Thill, die zuvor in der Organisation als Sekretärin des Komitees tätig war.

Alcovit: Du wurdest zum neuen Präsidenten gewählt, was waren Deine Beweggründe dazu?
CF: Die Möglichkeit eine Kandidatur einzureichen kam sehr spontan, kurzfristig musste eine Entscheidung getroffen werden. Natürlich hatte ich einige Bedenken, da es ein Mandat mit hoher politischer Verantwortung ist und ich unsere rund 400 aktiven Mitgliedern vertrete. Jedoch war der Reiz es zu probieren so groß, dass ich meine Kandidatur eingereicht habe und am 27.02.2023 in der Sitzung des Nationalkomitees zum neuen Nationalpräsidenten der Lëtzebuerger Landjugend a Jongbaueren gewählt wurde.

Alcovit: Was hast Du als Präsident für Aufgaben?
CF: Zu meinen Hauptaufgaben zählt es unsere Mitglieder und deren Interessen zu vertreten. Politische Treffen mit Gewerkschaften, der Landwirtschaftskammer und Regierung sowie anderen Organisatoren sind nur ein Teil der Arbeit. Auch das Vertreten der Meinung der Jungbauern in der Bevölkerung und die Öffentlichkeitsarbeit gehören dazu. Die Beobachtung der Geschehnisse in der Branche und notfalls intervenieren, sich Gehör zu verschaffen ist keine Selbstverständlichkeit und ein Teil meiner Aufgabe als Nationalpräsident. Hinzu kommt das Koordinieren der sieben regionalen Gruppen und die Organisation verschiedenster Veranstaltungen wie z.Bsp., Jongbauerendaag, Beteiligung an der Foire Agricole, Bauerenhaff an der Stad, Christmastour, usw.

Alcovit: Die Interessen der Jungbauern zu vertreten, wird kein leichter Job sein. Wo siehst Du die größten Herausforderungen?
CF: Als Junglandwirte stellen wir uns die Frage welchen Stellenwert die Landwirtschaft in der Bevölkerung noch hat und wie es in Zukunft aussehen soll? Nur noch Landschaftspflege und keine regionalen Lebensmittel mehr! Viele Junglandwirte haben deshalb Zweifel daran den elterlichen Hof zu übernehmen. Oftmals ist die Hofübernahme mit betrieblichen Änderungen verbunden, hier fallen fast immer hohe Investitionssummen an, die finanziert werden müssen. Das schreckt viele ab, da sie sich mehr Planungssicherheit von der Politik erhoffen und einen klaren Kurs für die nächsten Jahrzehnte fordern, um ihren Hof und damit auch ihre Zukunft möglichst zukunftssicher zu orientieren.

Alcovit: Wie bewertest Du die Entwicklung der Landwirtschaft in den letzten Jahren?
CF: Die Entwicklungen in der Landwirtschaft hängen immer von den Rahmenbedingungen der Politik und des Markts ab. Anzumerken ist die sinkende Zahl der Betriebe, diese Entwicklung wird sich meiner Meinung nach fortsetzen. Merkbar ist, dass die Landwirtschaft wie sie seit Jahrzehnten größtenteils unverändert war, politisch nicht mehr erwünscht ist. PAN-Bio und das neue Agrargesetzt sollen von der Politik aus den Takt vorgeben, ob dies sich genauso durchsetzen wird, lässt sich anzweifeln.

Merkbar ist jedoch der Trend in eine nachhaltigere und Ressourcenschonendere Richtung, was die Lëtzebuerger Landjugend a Jongbaueren insgesamt begrüßt.

Alcovit: Was muss sich ändern, um die Zukunft der Landwirtschaft zu sichern?
CF: Oftmals fehlt es an Perspektiven, viele Betriebe können sich im Tierbereich nicht mehr erweitern, andererseits fehlt es auch an Rahmenbedingungen für eine Diversifizierung des Betriebs bzw. Projekte werden unnötig verkompliziert und erschwert. Somit stehen viele junge motivierte Menschen zurzeit mit dem Rücken zur Wand. Es fehlt an langfristiger Planungssicherheit und Projekten, die den Betrieben eine Diversifikation ermöglichen.

Alcovit: Wie zuversichtlich oder optimistisch bist Du, dass die jetzt im neuen Agrargesetz festgehaltenen Rahmenbedingungen zur Betriebsübernahme in der gelebten Praxis umgesetzt werden und sich positiv bewähren?
CF: Die Veränderungen im Rahmen der Erstinstallierung im neuen Agrargesetz begrüßen wir, weil sie maßgeblich auf unserem Vorschlag beruht. Somit gibt es Anreize eine gute Ausbildung zu absolvieren und gegebenenfalls zu Studieren. Auch, dass das Auslandspraktikum nicht mehr verpflichtend ist, aber einen finanziellen Anreiz schafft, begrüßen wir.

Durch die angepassten Kriterien zum aktiven Landwirt sehen wir unseren Berufstand und die Ausbildung aufgewertet. Wir sind sicherlich nicht gegen Quereinsteiger jedoch sind wir der Meinung, dass jeder, der diesen Beruf ausübt, ein Mindeststandard erfüllen sollte. Sinnvoll hier wären Abendkurse, wo sich ein Diplom im Landwirtschaftlichen Bereich auch für Berufstätige nachholen lässt.

Einige Punkte im neuen Agrargesetz sehen wir als kritisch an, lassen uns aber von der Auswirkung auf die Landwirtschaft überraschen und werden dies für alle kommende Verhandlungen zum Agrargesetz analysieren.