ALCOVIT-Studienreise nach Kanada, ein unvergessliches Erlebnis (2)

Zweiter Teil: Ein Naturwunder: die Niagarawasserfälle

Die 18. Weltreise von ALCOVIT

Vom 22. August bis 2. September 2015 hatten siebzig Luxemburger und Luxemburgerinnen das Glück, unter fachmänniger Leitung einen Teil dieses riesigen Landes zu entdecken. Der Fläche nach ist Kanada der zweitgrößte Staat der Erde (fast zehn Millionen km2). Kanada ist aufgrund seiner hohen Überschüsse einer der größten Lieferanten von landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Das ist natürlich einer der Gründe, warum das Land als Reiseziel gewählt wurde. Im Mittelpunkt steht überwiegend Weizen. Hinzu kommt Viehwirtschaft, vor allem Rinderzucht, in den letzten Jahren auch wieder die kommerzielle Zucht von Bisons. An den Küsten wird Fischzucht betrieben.
Unser Reisebericht umfasst sieben Artikel über Ostkanada im Allgemeinen und fünf Artikel über die wichtigsten landwirtschaftlichen Besichtigungen.

Zweiter Teil: Ein Naturwunder: die Niagarawasserfälle

Die Niagarawasserfälle die zu den Vereinigten Staaten gehören.
Rechts, auf der anderen Seite: Die etwas größeren kanadischen Niagarawasserfälle in hufeisenform.
Das beeindruckende Gesamtbild der beiden Wasserfälle.

Die Niagara-Wasserfälle zählen zu den größten Naturwunder von der ganzen Welt. Links sehen wir die Wasserfälle der USA und rechts die kanadischen Wasserfälle „Canadian Falls“.

Schon am zweiten Tag erwartete die Reisegruppe ein beeindruckendes Naturwunder: die Niagarafalls. Die Niagarawasserfälle liegen auf der Grenze zwischen Kanada und den USA, etwa 100 Kilometer südlich von Toronto. Hier stürzt der Fluss Niagara, der den Lake Erie mit dem Lake Ontario verbindet, etwa 50 Meter in die Tiefe. Das Wort Niagara stammt von den ursprünglich hier lebenden Indianern, den Irokesen, ab. Onguiaahra bedeutet soviel wie Meerenge.

Produkt einer langen Entwicklung

Die Niagarafälle bildeten sich vor etwa zwölftausend Jahren, als sich die Gletscher nach Norden zurückzogen. Die Folge war, dass das Wasser des Eriesees durch das Niagaragebirge floss. Seit dieser Zeit hat die Erosion den Wasserfall etwa elf Kilometer zurückverlegt, wodurch die Niagaraschlucht entstanden ist.

Die Niagarafälle bestehen aus zwei verschiedenen Fällen: den 49 Meter hohen Canadian Falls auch Horseshoe (Hufeisen) bezeichnet, auf der kanadischen Seite des Flusses und den 51 Meter hohen American Fall auf der amerikanischen Seite.

Die Wasserfälle sind durch Goat Island voneinander getrennt. Die Oberkante des sichelförmigen kanadischen Wasserfalls ist etwa 790 Meter lang, die fast gerade Oberkante des amerikanischen Wasserfalls misst etwa 305 Meter.

Stromerzeugung

Seit dem 18. Jahrhundert wird die Wasserkraft entlang des Flusses genutzt; ab 1759 zunächst als Antrieb von Wassermühlen, ab 1882 dann zur Stromerzeugung im ersten Kraftwerk. Die Anlage wurde mit Wasser aus dem Hydraulic Canal betrieben und diente ausschließlich der Erzeugung von Gleichstrom zu Beleuchtungszwecken der unmittelbaren Umgebung.

Ab 1886 fand die Planungen zur Edward Dean Adams Power Plant statt, das Kraftwerk für Wechselspannung wurde 1895 in Betrieb genommen und erreichte eine Leistung von 78,3 MW und war zu der Zeit das weltweit größte Kraftwerk. Der Betrieb der Edward Dean Adams Power Plant wurde 1961 eingestellt, nachdem das neue leistungsfähigere Kraftwerk Robert Moses Niagara mit einer Leistung von 2,4 GW in Betrieb genommen wurde.

Um das Naturschauspiel der Wasserfälle für Besucher nicht zu sehr zu schmälern, unterzeichneten die USA und Kanada 1950 einen Vertrag, in dem festgelegt wurde, dass während der Touristensaison im Tagesmittel maximal 50 % der Gesamtwassermenge zu den Kraftwerken umgeleitet werden dürfen. Außerhalb der Saison steigt der Anteil bis auf etwa 75 %. Als Nebeneffekt der reduzierten Wassermenge verringerte sich auch die Erosion der Fälle merklich.

Befahren streng verboten

Zahlreiche Befahrungen des Horseshoe Falls wurden bisher versucht. Manche Personen stürzten sich zum Beispiel in gepolsterten Tonnen oder Booten die Fälle hinunter. Der erste dokumentierte Fall stammt aus dem Jahr 1829. Etwa jeder zweite Versuch endete tödlich. Befahrungsversuche sind eine Straftat und werden seit den 1980er Jahren mit relativ hohen Geldstrafen oder Gefängnis geahndet.

Kirk Jones aus Canton (Michigan) ist der erste bekannte Mensch, der einen Sturz an den Niagarafällen ohne jegliche Hilfsmittel überlebte. Er stürzte sich am 20. Oktober 2003 den Hufeisenfall hinunter und überlebte mit zwei Rippenbrüchen, Prellungen und Schürfwunden. Wie dem auch sei, keiner der luxemburgischen Reiseteilnehmer hat den Sprung gewagt.

Am 16. Juni 2012 überquerte der 33-jährige US-amerikanische Hochseilartist Nik Wallenda, Urenkel des berühmten deutschen Akrobats Karl Wallenda (1905–1978), als erster Mensch die Niagarafälle an den Horseshoe Falls mit Hilfe eines von der amerikanischen auf die kanadische Seite gespannten Drahtseils. Die 330 Meter lange Strecke legte er in circa 25 Minuten zurück. Wallendas Aktion wurde live von dem US-amerikanischen Fernsehsender ABC übertragen.

Mit kleinem Schiffen und professionellen Regenschutz konnten die beiden „donnernden“ Wasserfälle aus der Nähe besichtigt werden. In der Nähe der beiden Wasserfälle regnet es ununterbrochen in Strömen. Ohne passenden Regenschutz ist die Besichtigung mit dem Schiff unmöglich.


Berichterstattung: R. Peters, A. Fuchs & L. Wietor