Drohnen im Weinbau: Effizienter Pflanzenschutz in den Steillagen der Mosel

Der Weinbau ist eine traditionsreiche und wichtige Branche entlang der gesamten Mosel. Die malerischen Steillagen prägen das Bild der Region, stellen aber die Winzer vor große Herausforderungen, insbesondere beim Pflanzenschutz. In den letzten Jahren hat sich der Einsatz von Drohnen als effiziente Lösung für den Schutz der Weinreben in den Steillagen erwiesen. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Vorteile und die besondere Bedeutung von Drohnen im Weinbau entlang der Mosel. 

Die Steillagen entlang der Mosel sind atemberaubend, aber die Arbeit hier erfordert enormen körperlichen Aufwand und ist mit hohen Risiken verbunden. Der Einsatz von herkömmlicher Maschinentechnik gestaltet sich schwierig und gefährlich. Da wo der Helikopter zum Schutz der Umwelt oder der Anwohner nicht mehr eingesetzt werden kann, werden heute vielfach Raupen-Systeme, die sogenannten RMS-Systeme eingesetzt.

Aber auch hiermit entstehen Probleme, wovon der hohe Anschaffungspreis eines ist, aber auch die bei der Durchfahrt verursachten Verdichtungen mit der Gefahr der nachfolgenden Erosion bereiten den Winzern oft Kopfzerbrechen.

Hier kommen Drohnen ins Spiel. Ausgestattet mit moderner Technologie, ermöglichen sie Winzern eine präzise und gezielte Behandlung der Weinberge. Diese Technologie bekommt immer mehr Zuspruch. Um Praktikern diese Technik in der Praxis zu zeigen, organisierte das DLR Mosel (Dienstleistungszentrum ländlicher Raum) in Bernkastel-Kues (DE) vor kurzem eine Drohnenvorführung.

In Gegenwart vieler Praktiker, Verwaltungsfachleuten und Politiker wurde eine Drohne der chinesischen Marke DJI vorgeführt. Sie wird vom Lohnunternehmen „Plantivo“ auf Weinbaubetrieben an Mosel, Saar, Ahr und Rheingau eingesetzt.

Diese Drohne hat einen Durchmesser von 3 m und ein Gesamtgewicht von 80 kg bei maximal 40 kg Zuladung. Mit Wechsel-Akkus kann ein praktisch unterbrechungsfreies Fliegen erzielt werden. Damit wird eine Stundenleistung von 1 – 2 ha je Stunde erreicht. Per eingebaute GPS-Steuerung mit RTK-Korrektur fliegt die Drohne mit Hilfe des Autopiloten auf 1-2 cm Genauigkeit den Weinberg automatisch ab. So kann parzellenscharfes Sprühen garantiert werden und auch bei einer Flugunterbrechung wieder mit 1,5 cm Genauigkeit wieder dort angesetzt, wo beim letzten Flug aufgehört wurde.

Um eine gute Anlagerung der Pflanzenschutzmittel an der Laubwand der Reben zu erzielen, fliegt die Drohne im 90° Winkel zur Zeilenrichtung der Weinberge in 2 m Höhe über den Reben. Diese Technik gepaart mit der modernen Steuerung der Drohne ermöglicht ein quasi abdriftfreie Pflanzenschutzapplikation. Die Behandlung mittels Drohne ist mindestens so gut wie die per Helikopter. Trotz aller Vorteile so, Matthias Porten vom DLR, muss aber beachtet werden, dass auch Pflanzenschutz mit der Drohne, ebenso wie der mit dem Helikopter eine Minderbehandlung sei. Daher empfehle das DLR für einen sicheren Behandlungserfolg in der Saison 3 Behandlungen bodengestützt, beispielsweise mit einem RMS-System auszubringen und die Drohne 3-5 mal einzusetzen.

Die Präzision der Drohnen reduziert auch das Risiko einer Überdosierung von Pflanzenschutzmitteln, die nicht nur teuer ist, sondern auch negative Auswirkungen auf die Umwelt und die Qualität der Trauben haben kann. Der gezielte Einsatz trägt somit zu einer nachhaltigeren und umweltfreundlicheren Weinproduktion bei. Die Kosten des Drohnenfluges liegen bei ca. 180 -200 Euro je ha und sind damit günstiger als die Behandlung mittels RMS.

Die ersten Sprühdrohnen wurden in Deutschland 2020 zugelassen. Seitdem setzt sich diese Technik immer mehr durch. Im Weinanbaugebiet Rheingau hat die Drohne den Helikopter bereits vollkommen ersetzt, berichtete der Geschäftsführer und Drohnenpilot der Firma Plantivo, Andreas Schlarb.

Neben dem Einsatz als Sprühdrohne kann das DJI-Gerät auch zum Streuen von Saatgut im Wein- und Ackerbau benutzt werden. Was zum Beispiel bei der Aussaat einer Zwischenfrucht in eine stehenden Ackerkultur interessant sein kann. Beim Streuen können 1,5 bis 2,0 Tonnen pro Tag ausgebracht werden.

Zusätzlich zum Pflanzenschutz und zum Ausbringen von Streugut, können Drohnen auch Unterstützung bei anderen wichtigen Weinbauaktivitäten bieten. Sie können beispielsweise helfen, den Reifegrad der Trauben zu überwachen und die optimale Zeit für die Ernte zu bestimmen. Die Daten, die von den Drohnen gesammelt werden, können auch bei der Analyse der Bodenqualität und der Gesundheit der Reben helfen, was langfristig zu einer Verbesserung der Weinqualität führt.

Prof. Dr. Maria Wimmer von der Universität Koblenz stellte auf der Drohnenvorführung dazu das Projekt „Smarter Weinberg“ vor. Dabei soll durch Drohnen Weinbergsflächen bildlich erfasst werden. Eine Datenverarbeitung mittels künstlicher Intelligenz wertet dann die Bilder aus und gibt dem Winzer mit Hilfe von 5G Technik genaue Positionsdaten um notwendige Arbeiten im Steilhang durchzuführen. Damit können z.B. fehlende oder kranke Reben erkannt werden oder auch Düngekarten erstellt werden. Auch Wassermangel kann so detektiert werden und das System auf den Rebstock genau sagen, wo gewässert werden muss. Natürlich gibt es auch Herausforderungen beim Einsatz von Drohnen im Weinbau. Die Anschaffungskosten für die Drohnentechnologie sind noch hoch, aber sie können sich langfristig, gerade beim überbetrieblichen Einsatz durch Effizienzsteigerungen und Ressourceneinsparungen auszahlen. Zudem erfordert der Einsatz von Drohnen geschultes Personal, das die Technologie richtig einsetzen und die gewonnenen Daten interpretieren kann. Um mehr Betrieben den Einsatz einer Drohne zu ermöglichen, fördert das Land Rheinland-Pfalz ab diesem Jahr die Anschaffung für den Einzelbetrieb oder Betriebsgemeinschaften mit einer 40%igen Investitionsbeihilfe. Zudem wird, was ziemlich einmalig ist, diese Förderung auch Lohnunternehmen offenstehen.

Und die Entwicklung der Drohnentechnologie ist noch nicht zu Ende. DJI hat bereits ein Nachfolgemodel, dass 50 kg Zuladung ermöglicht. Auch eine deutsche Firma steht in den Startlöchern, die Drohnentechnik einen entscheidenden Schritt voranzubringen. AeroDCS hat eine Wasserstoff-Drohne entwickelt. Die spezielle Brennzellentechnologie mit deren Hilfe der Wasserstoff in elektrische Energie umgewandelt wird, ermöglich einen Betrieb von bis zu 7 Stunden. Das in Bernkastel-Kues vorgestellte Modell ist für den Gleitflug konzipiert und soll vornehmlich in der Fernerkundung z.B. nach größeren Schadensereignissen oder in Notfällen eingesetzt werden. Wie Dieter Novotny von AeroDCS erklärte, kann die entwickelte Technik aber auch auf Sprühdrohnen adaptiert werden, womit sich für den Weinbau ganz neue Perspektiven eröffnen würden.

Insgesamt zeigte die Veranstaltung, dass der Einsatz von Drohnen im Weinbau entlang der Mosel ein vielversprechender Schritt in Richtung moderner, effizienterer und nachhaltigerer Anbaumethoden ist. Die Drohnentechnologie ermöglicht eine präzisere und zeitnahe Überwachung der Weinberge, was zu einer verbesserten Gesundheit der Reben und einer höheren Weinqualität führt. Gleichzeitig wird der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln optimiert, was sowohl ökonomische als auch ökologische Vorteile mit sich bringt.

Die Kombination aus traditioneller Weinbautradition und innovativer Technologie wird zweifellos dazu beitragen, den Weinbau entlang der Mosel weiter zu stärken und zukunftsfähig zu machen. Wenn die Winzer weiterhin in moderne Methoden wie den Drohneneinsatz investieren, kann die Moselregion ihren Ruf als erstklassiges Weinanbaugebiet festigen und gleichzeitig ihre natürlichen Ressourcen schützen.