ALCOVIT-Studienreise nach Kanada, ein unvergessliches Erlebnis (5)

Fünfter Teil: Eine herrliche Bootsfahrt auf dem
„St.-Lorenz-River“

Die 18. Weltreise von ALCOVIT

Vom 22. August bis 2. September 2015 hatten siebzig Luxemburger und Luxemburgerinnen das Glück, unter fachmänniger Leitung, einen Teil dieses riesigen Landes zu entdecken. Der Fläche nach ist Kanada der zweitgrößte Staat der Erde (fast zehn Millionen km2). Kanada ist aufgrund seiner hohen Überschüsse einer der größten Lieferanten von landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Das ist natürlich einer der Gründe, warum das Land als Reiseziel gewählt wurde. Im Mittelpunkt steht überwiegend Weizen. Hinzu kommt Viehwirtschaft, vor allem Rinderzucht, in den letzten Jahren auch wieder die kommerzielle Zucht von Bisons. An den Küsten wird Fischzucht betrieben. Unser Reisebericht umfasst einige Artikel.

Beim Einschecken auf dem modernen Flussschiff.
Die Jugendsektion vor der kanadischen Flagge des Schiffes.
Mit seinen genau 1864 Inseln ist der St.-Lorenz-River der schönste Fluss der Welt.(Eine Insel wird nur als Insel eingestuft, wenn mindestens ein Baum darauf wächst.)
 
 

Imposanter Wasserweg

Der Sankt-Lorenz-Strom (in der Indianersprache Mohawk Kaniatarowanenneh, das heißt „großer Wasserweg“) ist mit einem mittleren Abfluss von 10.080 m³/s der drittgrößte Fluss in Nordamerika und entwässert die großen Seen zum Atlantik. Der Flusslauf ist unterhalb der großen Seen 580 Kilometer lang und verläuft gestreckt nordostwärts.

Der Name bezieht sich aber auch auf das anschließende, etwa 660 Kilometer lange Ästuar, das sich trichterförmig zum Atlantik öffnet. Der Sankt-Lorenz-Strom bildet zunächst die Grenze zwischen der kanadischen Provinz Ontario und dem US-Bundesstaat New York. Das Einzugsgebiet des Stromes umfasst im Wesentlichen das Gebiet der Großen Seen, womit die Gesamtlänge des Flusssystems 2.900 Kilometer erreicht.

Seinen Namen verdankt der Strom übrigens dem Franzosen Jacques Cartier. Der Abenteurer und Entdecker stieß am 10. August 1535 auf den Strom. Da das der Namenstag von Laurentius von Rom war, gab er seiner Entdeckung diesen Namen.

Unsere Reisegruppe konnte auf diesem Fluss der tausend Inseln mit vielen überwältigenden Gebäuden und Naturschönheiten eine Bootsfahrt unternehmen, bei der ein leckeres Mittagessen aufgetischt wurde.

Wirtschaftliche Bedeutung

Die wirtschaftliche Bedeutung des Flusses ist nicht zu unterschätzen. Der Sankt-Lorenz-Strom ist auf seiner ganzen Länge schiffbar und somit ein bedeutender Transportweg. An seinen Ufern liegen unter anderem die Großstädte Montreal und Quebec und er hat ein Einzugsgebiet von insgesamt weit über einer Million Quadratkilometern.

Im Laufe der Jahrzehnte entstanden entlang des Flusslaufs diverse Schleusen, Staudämme und nicht zuletzt Wasserkraftwerke. Sie versorgen ein riesiges Areal mit erneuerbarer Energie, was der Umwelt zu Gute kommt.

Der Sankt-Lorenz-Strom hat aber nicht nur für die Wirtschaft eine immense Bedeutung. Auch für viele Tiere bietet er unverzichtbare Lebensbedingungen. Es dürfte nicht viele Flüsse auf der Welt geben, in denen sich Wale tummeln. Der Sankt-Lorenz-Strom ist so ein Fluss. Gleich mehrere Walarten sind in seinen nährstoffreichen Gewässern zuhause, darunter der Blau- und der Weißwal.

Aber auch viele andere Fische bevölkern den Strom. Karpfen werden hier zum Beispiel bis zu 25 Kilogramm schwer. Kein Wunder also, dass die Weltmeisterschaft im Karpfenangeln 2011 am Sankt-Lorenz-Strom ausgetragen wurde. Auch Heringe, Forellen, Saiblinge, Hechte, Stinte und Barsche gibt es hier in rauen Mengen. Wer also ein Fischrestaurant an den Ufern des Stroms entdeckt, der darf sich auf fangfrische Spezialitäten freuen.

Schauplatz eines großen Unglücks

Es wäre unrealistisch, wenn ein so großer Fluss wie der Sankt-Lorenz-Strom in seiner langen Geschichte nicht auch Schauplatz für Tragödien gewesen wäre. So ereignete sich hier im Mai 1914 denn auch eines der größten Unglücke in der Schifffahrt überhaupt. In dichtem Nebel kollidierte das kanadische Passagierschiff „Empress of Ireland“ mit einem anderen Dampfer. Die Empress sank und riss über tausend Menschen mit sich in den Tod.

Der Seeweg ist heutzutage von Ende März bis Ende Dezember befahrbar. Davon sind 25 Tage nur durch den Einsatz neuer Techniken möglich, die die Kanäle und Schleusen frei von Eis halten. Pläne, die den Einsatz von Eisbrechern und beheizten Schleusen vorsahen, um den Seeweg das ganze Jahr benutzbar zu halten, wurden bisher nicht realisiert. Bis heute ist der Seeweg vom Meer aus durch Eisbrecher nur bis Montreal befahrbar.

Der Sankt-Lorenz-Strom ist ein Zentrum des Wassersports. Am spektakulärsten ist das Eiskanurennen, ein Wettlauf mit Ruderbooten über teilweise gefrorene Wasserflächen. Je nach Zustand des Eises kommen verschiedene Techniken zur Anwendung. Über geschlossene Eisflächen wird das Boot von der Mannschaft gezogen; je nach Stärke des Eises müssen sich die Teilnehmer mehr oder weniger am Bootsrand abstützen. Dünnes Eis kann mit dem Boot noch aufgebrochen werden. Ist das Wasser dicht mit Eisschollen belegt, was am häufigsten vorkommt, springen die Teilnehmer von Scholle zu Scholle und ziehen das Boot mit. Dabei stützen sie sich ebenfalls am Boot ab oder stehen im Boot und stoßen sich mit den Füßen von den Schollen ab. Häufig müssen dabei sich auftürmende Eisschollen überwunden werden. Eisfreie Flächen werden dann wieder rudernd überquert.

Bis Ende des 19. Jahrhunderts, teilweise bis ins 20. Jahrhundert hinein, waren Kanus und Ruderboote in Kanada das wichtigste und oft das einzige Verkehrs- und Transportmittel. Im Winter wurden Verbindungen aufrechterhalten, solange sich zwischen den zufrierenden Gewässern noch offene Wasserflächen befanden. Den Bootsbau und die Technik des Eisquerens übernahmen die Einwanderer von den Eingeborenen.

Berichterstattung: R. Peters, A. Fuchs & L. Wietor