LSG: Sorteninformationsversammlung 2024
Am 1. Februar lud die Luxemburger Saatbaugenossenschaft (LSG) in Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der Bettendorfer Versuchsfelder, CPServices s.a.r.l, der Ackerbauschule, der ASTA, der LWK, dem LIST und der Sortenkomission alle Interessierten nach Beringen in den Festsaal „A Guddesch“ ein, um an der traditionellen Sorteninformationsversammlung vom Sommergetreide teil zu nehmen. Neben Sommergetreide wurde auch weitere Sommerungen wie zum Beispiel Kartoffeln, Mais oder Körnerleguminosen vorgestellt.
v.l.n.r. die Referenten des Abends: Simone Nilles, Mathieu Wolter, Philippe Keipes, Ronny Krier, Serge Heuschling, Philippe Thirifay, Steve Turmes und Dr. Michael Eickermann.
Steve Turmes, der President der LSG, begrüßte alle Anwesenden und stellte kurz die verschiedenen Referendaren zu ihren jeweiligen Themenfelder vor.
Herr Serge Heuschling stellte die offiziellen Sortenversuche zum Sommergetreide vor und bedankte sich am Anfang seines Referates herzlichst bei allen Landwirten, die seit Jahren ihre verschiedenen Parzellen zu Versuchszwecken zu Verfügung stellen. Der Fachmann stach hervor, dass die Resistenz und Toleranz gegenüber Krankheiten eine wichtige Rolle bei der Sortenempfehlung spielen und gab den Hinweis, dass alle wichtige Versuchsresultate im Detail auf www.sortenversuche.lu einsehbar sind. Bei der Sommergerste unterstrich Herr Heuschling, dass lediglich eine Herbizidbehandlung durchgeführt wurde. Bei den 3-jährig geprüften Sorten, war es die Florence, die sich als Ertragssieger herausstellt. Die Sorte Laureate wurde durch ihre Mindererträge von der Sortenliste gestrichen und mit Playmaker und Firefoxx sind zwei neue Sorten im Repertoire zu finden. Beim Sommerhafer, der in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus rückt, wurde die Sorte Yukon gestrichen und durch die Gelbhafersorte Lion ersetzt. Hier betonte der Experte, dass bei den 1-und 2-jährig geprüften Sorten einige sehr interessante Varianten in Zukunft aufgenommen werden könnten. Beim Sommerweizen, wurden rund 42dt/ha im Durschnitt aller Versuchsparzellen geerntet. Trotz einigen Einbußen, bleibt KWS Sharki als E-Weizen auf der Liste erhalten, wobei er in Zukunft mit der Sorte SU Tarrafal eine starke Konkurrenz in Sachen Ertragssicherheit bekommen wird.
Herr Heuschling stellte in einem weiteren Themenblock die Kleinparzellenversuche des LTA´s vor. Das LTA verfügt in Bettendorf über rund 25 ha Ackerland auf denen einerseits Groß- und Kleinparzellen für Demoversuche, Sortenversuche und Anbauversuche angelegt und andererseits unterschiedliche Kulturen von Schülern angebaut werden. Hierbei handelt es sich um Anbauversuche für hohe Erträge und gute Qualität, ressourcenschonenden Ackerbau, bei minimalem, bzw. ohne Einsatz synthetischer Dünge- und Pflanzenschutzmittel. Herr Heuschling lud alle Anwesenden dazu ein, an den verschiedenen Abendveranstaltungen im Mai und Juni auf den verschiedenen LTAlert-Parzellen, teilzunehmen und sich weiter zu informieren.
Abschließend erinnerte der Veruschsexperte die Landwirte daran, die im neuen Agrargesetz vorgesehene Eco-Schemes zu nutzen und auf einige Pflanzenschutzmassnahmen wenn möglich zu verzichten, um die monetären Erträge auf ihren Flächen zu steigern und zu sichern.
Die Bio-Sortenversuche zu Kartoffeln, Sommergetreide und Körnerleguminosen wurden von Mathieu Wolter, von der IBLA, vorgetragen. Wobei hervorzuheben ist, dass es ein insgesamt sehr schwieriges Jahr war, mit einer verspäteten Aussaat und einer verzögerten und kurzen Erntephase. Die IBLA testet ihre Sommerungen vorrangig an zwei Versuchsstandorten im Ösling. Beim Sommerweizen wird die Sorte KWS Sharki von der Sortenliste gestrichen und durch die vielversprechende Esperanza ersetzt.
Bei den Körnerleguminosen wurde ein neuer Versuchsstandort gewählt, der besser zu den Anbaueigenschaften der weißen Lupine passt. Herr Wolter hub hervor, dass seit diesem Jahr keine Leguminosensortenprüfungen mehr am LTA anfallen und dass die bisher geprüften Sorten fortan unter biologischen Bedingungen getestet werden. Er musste leider betonen, dass bei den Sommerackerbohnen durch die klimatischen Bedingungen der letzten Jahre, ein weiterer Totalausfall zu verbuchen war. Die Anbauexperten der IBLA haben sich dazu entschieden, in den nächsten Jahre die Sommerackerbohnen nicht mehr in den Versuch mit aufzunehmen und wollen stattdessen die Winterackerbohne anbauen. Hierbei erhofft man sich bessere Erträge bei etwas weniger anspruchsvollen Anbaueigenschaften. Weiter in seinem Vortrag erklärte Herr Wolter, dass die Sojabohnen von der Bodenfeuchte im Mai profitierten und die Juni/Juli-Niederschläge voll ausnutzen konnten um Ertrag zu bilden. So kam es, dass die Ertragsergebnisse alle bisherigen Rekorde brachen und rund 44,5dt/ha geerntet werden konnten.
Die Versuchsleiterin im Bereich des Kartoffelanbaus Frau Simone Nilles gab die Sortenempfehlung für den Anbau 2024 ab. Sie gab den Anbauern ihre Bedenken und Empfehlung hinsichtlich Bekämpfung der Alternaria solani mit auf den Weg. Aufgrund von mehreren Stresssituationen zu Beginn des Anbaus, sei es Trockenheit oder extreme Sonneneinstrahlung mit viel Hitze, ist es sinnvoll die Dürrfleckenkrankheit vorzeitig und in einem früheren Stadium als gewohnt zu bekämpfen. Frau Nilles fügte hinzu, dass die trockentoleranten Sorten viel schöner in den Beständen standen und sie insgesamt in diesem Jahr mit vielen Viruserkrankten Pflanzen zu kämpfen hatten. Zur Sortenempfehlung stellte sie klar, dass es durch die sehr schwierigen und nassen Erntebedingungen in einigen Nachbarländern zu Totalausfällen kam, und somit einige Sorten nicht oder bereits nicht mehr im Handel verfügbar sind.
Dr. Michael Eickermann vom LIST hielt ein Referat zum Thema: Blühperiode des Winterraps. Zuerst stellte er die Wichtigkeit der genauen Kennzeichnung von Wuchsstadien anhand von Codeschlüsseln, die der Vergleichbarkeit und der Beratung dienen, klar. Er stellte die verschiedenen phänologische Vergleichssysteme vor und hob das BBCH-Model nach Bleiholder genauer hervor. Als Praxisbeispiele der Anwendungsmöglichkeiten der Phänologie in der Beratung, stellte der Rapsexperte die Zulassung der verschiedenen Pflanzenschutzmittel zu den zugehörigen stadienspeziefischen Codes hervor. So darf zum Beispiel beim Blühbeginn des Raps (=BBCH60) keine Insektizidmassnahme zur Kontrolle des Rapsglanzkäfers mehr vorgenommen werden.
Durch die Versuchsergebnisse der letzten 15 Jahren, kann der Wissenschaftler bereits einige interessante Schlüsse zur Blüte des Rapses ziehen. So ist zum Beispiel zu erkennen, dass der Blühbeginn sich in den letzten Jahre um etwa 2 Wochen verfrüht hat. Des Weiteren hat sich die Blühdauer um rund 10 Tage in den letzten 15 Jahren verlängert, wobei der Referent betonte, dass einzelne extreme Wetterjahre zu einer großen Streuung führen. Zusammenfassend erklärte er, dass noch viele Daten und Analysen in nächster Zeit basierend auf den letzten 15 Jahre, durchgeführt werden, um genauere Aussagen bezüglich Blühbeginn und Blühdauer zu treffen.
Philippe Thirifay, Verantwortlicher der ASTA-Anbauversuche, trug die Ergebnisse vom Mais und aus den Futterpflanzen vor. Zum Mais resümierte er das Jahr 2023 mit einem durch schnittlichen Masseertrag und sehr hohem Kolbenanteil, was die Steigerung im Stärke- und Energiegehalt zu den Vorjahren erklärt. Herr Thirifay zeigte den Anwesenden die Wichtigkeit auf, vor der Silomaisernte genauer hinzuschauen um den perfekten Erntetermin zu erwischen. Er erklärte, dass wenn die schwarze Trennschicht am Maiskorn erkennbar ist, hat er sein höchstmögliches Trockengewicht erreicht. Er ist dann physiologisch reif. Es findet kein Austausch von Stärke oder Feuchtigkeit zwischen Restpflanze und Korn mehr statt und der Stärkegehalt hat sein Maximum erreicht.
Der Maisspezialist hob noch hervor, dass in den Versuchsparzellen im Ösling vermehrt Pflanzen mit Befall des Maiszünslers aufgetreten sind. Er ging auf die Wichtigkeit der Bekämpfung des Zünslers ein, ohne Panik verbreiten zu wollen. Vorgestellt wurde unter anderem eine biologische Bekämpfung mittels Schlupfwespen und die mechanische Bekämpfung der Reststoppeln durch Messerwalzen oder Mulcher. Auf eine chemische Bekämpfung soll und muss laut Experten verzichtet werden.
Zu den Grünlandversuchen stellte der Leiter des Versuchswesens der ASTA fest, dass in Jahr 2023 außerordentliche Erträge im Herbst verbucht werden konnten. Einige Gräsermischungen konnten mehr als die Hälfte des Masseertrags mit dem 4. und 5. Schnitt einfahren, wobei bei fast allen Mischungen, außer bei der Luzerne, der 3. Schnitt als „Putzschnitt“ verbucht werden musste.
Herr Ronny Krier vom LTA stellte noch kurz die Lupinenversuche mit ihren Schwierigkeiten vor. Die Hauptprobleme des Anbaus der Lupinen der letzten 3 Versuchsjahren waren zum einen die ungünstigen Wetterperioden nach der Aussaat und vor der Ernte. Oft konnten die notwendigen mechanischen Unkrautbekämpfungsmassnahmen aufgrund von zu nassen Böden nicht durchgeführt werden und zum anderen sind bei der Ernte und dem Drusch die meisten Hülsen durch die extreme Hitze aufgeplatzt und landeten auf dem Boden. Aber die Versuche sollen mit anderen Sorten und zum Teil umgeänderter Bestands-
führung weitergeführt werden.
Herr Philippe Keipes vom CPServices stellte die Versuche zum Verzicht auf den chemischen Pflanzenschutz und das Einsparen von mineralischem Dünger in der Sommergerte vor. Er ist zum Entschluss gekommen, dass durch die verschiedenen Eco-Schemes auf den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln verzichtet werden kann und die monetären Erträge trotzdem stimmen. Zum Einsparen des mineralischen Düngers in der Sommergerste zeigte er auf, dass durch den gezielten Einsatz einer Rindergülle zum Teil auf mineralischen Dünger verzichtet werden kann. Hierbei sei allerdings die Befahrbarkeit des Bodens zu beachten und spielt eine wichtige Rolle.
Zum Schluss lud die LSG alle Anwesenden auf einen „Patt“ ein, wobei die Versuchsresultate und weitere Themen untereinander diskutiert wurden.