„VISION ZERO“:
Gemeinsam für mehr Arbeitsschutz 

Die nationale Strategie VISION ZERO fordert einen gemeinsamen und integrativen Ansatz, um die Zahl und Schwere von Arbeits- und Wegeunfällen sowie Berufskrankheiten in Luxemburg zu verringern. Mit dieser Strategie soll das gemeinsame Bestreben der nationalen Partner zum Ausdruck gebracht werden, den Arbeits- und Gesundheitsschutz neu zu beleben und alle relevanten Akteure in Bezug auf Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu mobilisieren.

Im Rahmen der „Vision Zero“ veranstaltete die Handelskammer im Mai eine Konferenz zum Thema Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Ein Themenschwerpunkt war hier auch die Landwirtschaft. In der Landwirtschaft kommt es immer wieder zu schweren und schwersten Arbeitsunfällen. Durch die vielseitigen Tätigkeiten im landwirtschaftlichen Sektor ist das Risiko hier Opfer oder Verursacher eines Unfalls zu werden, besonders hoch. Es wird Zeit, so drückte es der Präsident der Landwirtschaftskammer Guy Feyder in seiner Begrüßung aus, neben dem „bien-être animal“ auch das „bien-être humaine“ in den Fokus zu nehmen.

Man stehe erst am Anfang eines Prozesses, der Arbeitssicherheit zu einer Kultur in den Betrieben machen soll. Die Rolle der Landwirtschafts-kammer sieht er besonders darin, alle Akteure des Sektor zu diesem Thema zusammen zu bringen. Aber die Landwirtschaftskammer geht auch schon einen Schritt weiter, wie Jemp Schmitz, zu berichten wusste. Mit der Software „FOSTER“ bietet die LWK ein Tool an, mit dem Risiken im Betrieb analysiert und die Mitarbeiter dafür sensibilisiert werden. Sicherheit ist immer Teamsache und auch langfristig zu sehen. Wie Jemp Schmitz erläuterte, ist Forster daher auf Dauer angelegt und beinhaltet auch jährliche Evaluierungen. Das vom Landwirtschaftsministerium finanziell unterstützte Projekt wurden 2020 mit 10 Berieben gestartet. Mittlerweile haben 4 Betriebe das Programm abgeschlossen.

Enrico Bellina von der „Assurance Accident“ zeigte anhand der Unfallzahlen der letzten Jahre wie gefährlich landwirtschaftliche Tätigkeit sein kann. Als Unfallursache Nr. 1 sind glatte oder unebene Böden zu nennen. Direkt gefolgt von Unfällen, die durch Tiere verursacht wurden. Die meisten Verletzungen sind oberflächliche Verletzungen an Augen und Fingern, gefolgt von Verstauchungen und Verzerrungen. Auch die „Assurance Accident“ bietet Beratungen zum Thema Sicherheit auf landwirtschaftlichen Betrieben an. Seit April 2022 können landwirtschaftliche Betriebe diese kostenlos und freiwillig in Anspruch nehmen.

Bisher fehlt es auch an einem Dokument, was alle sicherheitstechnischen Aspekte für die Landwirtschaft zusammenfasst. Enrico Bellina stellte hier erste Entwürfe für „Empfehlungen für die Sicherheit in der Landwirtschaft“ vor. Mit diesem Leitfaden soll den Landwirten konkrete Handlungsempfehlungen an die Hand gegeben werden, um Unfälle zu vermeiden.

Wie dies heute schon in der Praxis umgesetzt werden kann, berichtet der Landwirt Alain Schaack aus Eschette. Der spezialisierte Milchviehbetrieb beschäftigt 5 Mit-
arbeiter, 1 Lehrling und 2 Studenten. Immer weniger Handarbeit und mehr Maschinenarbeit schaffen immer neue Risiken und neue Herausforderungen. Dabei, so Alain Schaack, ist es wichtig, den Mensch mehr in den Fokus der Arbeitssicherheit zu stellen. In diesem Zusammenhang hatte er auch eine Bitte an die anwesenden Vertreter aus Politik und Verwaltung: Die diesbezüglichen administrative Problemen müssen praxisorientiert beantwortet werden.

Ein wichtiger Akteur in der Thematik ist auch der Maschinen und Betriebshilfering, der von seinem Geschäftsführer Carlo Birchen vorgestellt wurde. Der MBR ist besonders in der Schulung aktiv, so wurden bereits knapp 900 Personen als „Travailleur Désigné“ unterwiesen. 749 Personen nutzen die Möglichkeit an den Schulungen zur Arbeitssicherheit in der Landwirtschaft und 576 für Verkehrssicherheit teilzunehmen.

Wenn es um Schulungen zur Ar-beitssicherheit in der Landwirtschaft geht, ist die Ackerbauschule ein weiterer wichtiger Partner. Sicherheitsaspekte in die Lehre zu integrieren ist hier das Ziel. So schafft man schon früh ein Bewusstsein für Risiken und gibt den Schülern Methoden an die Hand, diese richtig einzuschätzen und zu meistern. Seit dem Schuljahr 2011/2012 ist der „Travailleur Désigné“ Bestandteil des DAP-Abschlusses. Um das Gelernte zu vertiefen und auf die eigene Situation anzuwenden, erstellen die Abschlussklassen auch eine Risikoanalyse für den eigenen Betrieb.

Ganz im Sinne der „VISION ZERO“ hat diese Konferenz ein erstes Mal alle Partner aus dem landwirtschaftlichen Sektor zusammengebracht um das Thema Sicherheit neu und vernetzt zu denken. Auf dieser Basis gilt es aufzubauen, so fasste Claude Bourg als Vertreter der Landwirtschaftskammer, den Tag zusammen.