Erntegespräch 2024 – durchwachsenes Getreidejahr
Martine Hansen, Ministerin für Landwirtschaft, Ernährung und Weinbau, hat am 6. September mit den Vertretern des Getreidesektors Moulins de Kleinbettingen, De Verband Group/ Versis, Lëtzebuerger Saatbaugenossenschaft (LSG) und Bauere Koperativ (BAKO) Erntegespräche geführt, und gemeinsam in den Gebäuden der Moulins de Kleinbettingen Bilanz der Ernte gezogen.
Etwa 20% Ertragseinbußen beim Wintergetreide, gute bis überdurchschnittliche Erträge bei Sommergetreide, Raps und Kartoffeln
Aufgrund des vielen Regens im Winter und Frühling, matschiger Böden, mancherorts schlechten Aussaatbedingungen, Staunässe und Pilzbefall verzeichnet das Wintergetreide (Weizen, Gerste) Ertragseinbußen von 15% bis 20% gegenüber dem 5-jährigen Durchschnitt. Besonders auf den schweren Böden im Gutland und entlang der Mosel gibt es Einbußen, wobei es auf den leichteren Böden des Öslings bessere Erträge gab. Beim Label-Brotweizen "Produit du terroir" verzeichnet man einen niedrigen Ertrag von insgesamt 8.600 Tonnen, was 30% weniger ist, als in einem normalen Jahr. Des Weiteren haben die Körner ein sehr niedriges Hektolitergewicht und einen durchschnittlichen Eiweißgehalt, so Jean Muller, Direktor von Moulins de Kleinbettingen.
Auch die Luxemburger Saatbaugenossenschaft bestätigt eine große Bandbreite im geernteten Saatgut je nach Standort, von überdurchschnittlich großen und guten Körnern auf leichten Böden bis kleinen auf schweren Böden, so Direktor Steve Turmes. Was das Sommergetreide (Hafer, Sommerweizen) angeht, so ist die Ernte in der Schönwetterperiode seit Ende Juli gut verlaufen, und die Erträge sind allgemein gut. Die Rapsernte fiel dieses Jahr korrekt aus, wenngleich mit großen Ertragsunterschieden. Auch der Kartoffelanbau verzeichnet gute Erträge. Pflanzenschutzmaßnahmen gegen Pilzkrankheiten waren dieses Jahr in allen Kulturen wichtig, um die Erträge abzusichern.
Schwierige Marktsituation: Getreidepreise auf Vorkriegsniveau, hohe Produktionskosten
Weltweit erholen sich die Erzeugerpreise für Getreide aktuell leicht nach dem Erntedruck, das langjährige Preisniveau − vor dem Ukrainekrieg 2022 − wird jedoch kaum übertroffen werden. Erfreulicherweise kann der diesjährige Raps zu festen Preisen und deutlich über Vorjahrsniveau vermarktet werden. Leider liegen die Produktionskosten weiterhin etwa 50% über dem Vorkriegspreisniveau und die Nettoerlöse sind nicht zufriedenstellend, so Serge Turmes (De Verband). Bei Dinkel und Hafer sprach Günter Mertes, Geschäftsführer BAKO, von positiven Preisentwicklungen für gute Qualitäten, auch wenn die Hektolitergewichte dieses Jahr enttäuschend sind.
Gras und Mais: Futterreserven gut aufgefüllt
Da die Hälfte der landwirtschaftlichen Fläche des Großherzogtums als Wiesen und Weiden genutzt, wird, ist der Futteranbau für die Tierernährung und die Milchproduktion besonders wichtig. Im Frühling hat der viele Regen die ersten Grasschnitte zwar ausgebremst, allgemein verzeichnet dieses Jahr jedoch ertragreiche Futtererträge mit sehr verschiedenen Qualitäten. Die Silomaisernte hat vielerorts begonnen. Durchnässte Böden und kühle Temperaturen haben die Aussaatbedingungen beeinträchtigt und die Kulturentwicklung verzögert. Trotzdem sind in den meisten Regionen sehr gute Maiserträge zu erwarten.
Ministerin Martine Hansen unterstrich, dass es in heutigen Zeiten geopolitischer Unstabilität, volatiler Erzeugerpreise, gestiegener Produktionskosten und extremen Wetterschwankungen immer wichtiger für Landwirte sei, ihre Produktion zu diversifizieren, vorsichtig zu wirtschaften und Versicherungen gegen Ertragsausfälle abzuschließen, dessen Versicherungsprämien das Ministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Weinbau zu 65% bezuschusst. Positiv ist, dass dieses Jahr nur sehr wenige Getreideflächen für Starkregen und Hagel entschädigt werden mussten.