R4D: Das Baskenland

Unser fünftes und somit letztes internationales Treffen des Resilience for Dairy (R4D) Projektes fand Ende April 2024 im schönen Baskenland, dem Norden Spaniens, statt. 

Das Baskenland zählt etwa 2,2, Mio. Einwohner auf 7.234km², wovon 54% bewaldete Forstfläche ist und 80% Berglandschaft. Zudem ist neben Spanisch auch Baskisch eine offizielle Sprache. Landwirtschaft spielt im Baskenland eine sehr große und wichtige Rolle. 85% der Gesamtfläche wird vom Landwirtschaftssektor genutzt, 9% von der Bevölkerung. Die Durchschnitts- größe von Milchviehbetrieben beträgt 56 Kühe mit einer durchschnittlichen Milchproduktion von 10.318 L/Kuh und 32 Hektar. Auf die Frage hin wie sie denn in punkto Politik zufrieden wären, kam die Aussage von einem Landwirt: „Wir sind sehr zufrieden. Wir haben eine gute Regierung hier in der Region und fühlen uns unterstützt.“ Ziel dieser Reise war es auf ein Neues unsere Suche nach den besten und innovativsten Techniken zur nachhaltigen Entwicklung des Milchviehsektors auf internationaler Ebene fortzusetzen.

Anreisetag: Besichtigung vom Besamungszentrum „Aberekin“
Im Rahmen dieses Treffens, das in Bilbao stattfand, wurde eine Reihe von Punkten besucht, die für den Primärsektor des Baskenlandes von besonderer Bedeutung sind. Zunächst konnten einige Teilnehmer am Anreisetag das Zentrum für künstliche Besamung „Aberekin“ in Derio (Bizkaia) besuchen. Wie uns die Leiter des Zentrums, Carlos Ugarte und Jordi Farré, erklärten, war das Zentrum in den 80er Jahren ein Pionier in der Autonomen Gemeinschaft des Baskenlandes, dank des Zusammenschlusses von Landwirten mit einem einzigen Ziel: der genetischen Verbesserung von Milch- und Fleischrindern. Gegenwärtig haben sie dank der Pflege und Auswahl ihrer mehr als 50 Bullen etwa 50 „Kundenländer“. Um konkurrenz-fähig zu sein versuchen sie, als eher kleines Unternehmen (22 Mitarbeiter), schnell spezielle Genetik zu ergattern. Sie kaufen die Bullen im Alter von ca. 6 Monaten von den Landwirten ab, um so jegliche Konflikte im Nachhinein betreffend die Produktion und dem Sperma-Verkauf zu vermeiden. Alles in allem eine interessante Besichtigung, an der viele Teilnehmer anmerkten, dass wir zwar nicht gewohnt sind, solche Zentren zu besuchen, dass dies aber nicht weniger wichtig ist, da wir bei der Verbesserung des Sektors alle Glieder der Kette berücksichtigen müssen.

Carranza-Tal: El Haya-Matienzo und Sarobe Farm
Am Mittwoch begann der Workshop offiziell mit dem Besuch von zwei Pilot Betrieben im Carranza-Tal: „El Haya-Matienzo“ und „Sarobe Farm“. Die erste Besichtigung konzentrierte sich zunächst auf die Art des Zusammenschlusses, da zwei Cousin-Paare diesen Betrieb gegründet haben, der es ihnen nun ermöglicht, mehrere Tage im Monat frei zu nehmen und am Ende des Jahres 15 Tage frei zu haben. Außerdem haben sie einen jungen, aber in der Branche erfahrenen Mitarbeiter. 2 Schwerpunkte des Betriebes wurden hervorgehoben:
- Vicente Albisua erläuterte, wie sie dank der Zusammenarbeit zwischen den Viehzüchtern des Tals täglich den Unifeed-Futtermischwagen erhalten um so täglich eine möglichst homogene Fütterung zu gewährleisten.
- Txutxi Herboso erklärte ausführlich die Funktionsweise des neuen Melkstandes sowie des Wasserkühlers und des Heizgerätes für die Milchsammlung.

Beide Aspekte überraschten die Besucher und gaben Anlass zu zahlreichen Fragen.

Die 2te Besichtigung bei „Sarobe“ bezauberte die Besucher durch ein junges Ehepaar mit viel Erfahrung im Umgang mit Milchkühen, einem der wichtigsten Punkte, die im Projekt untersucht werden. Die Besucher waren von der Organisation und der Sauberkeit des Betriebes überrascht. Einige bezeichneten ihn sogar als „Traumbauernhof“. Das Paar hat sich, nach mehrjährigeren Aufenthalten auf Betrieben in England und Canada, dazu entschieden 2019 ihren eigenen gemeinsamen Betrieb aufzubauen. Mit Hilfe der Familie hatten sie Zugriff auf die nötigen Flächen, um zunächst einmal einen Stall zu errichten. Nach und nach wurden die Melkroboter installiert und die Herde wurde aufgestockt. Ganz nach dem Motto „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“.

Behi-Alde S. Coop.
Besichtigung und European Workshop
Am nächsten Tag fuhren wir nach Aramaio (Álava), um einen der wenigen extensiven Milchviehbetriebe im Baskenland zu besuchen, die „Behi-Alde S. Coop.“, die, wie uns ihre Mitglieder erklärten, eine assoziierte Arbeitsgenossenschaft sind, an der 17 Mitglieder, ein Arbeiter und eine Person mit einem Doppelvertrag, beteiligt sind. Dieser Betrieb basiert auf einem Sozialmodell, das es ihnen ermöglicht, attraktive Arbeitsbedingungen zu erhalten und die Erneuerung der Generationen zu gewährleisten.

Mit 360 Hektar Weideland und Maisanbau soll eine möglichst unabhängige Versorgung der Tiere gewährleistet werden. Die Herde besteht aus 530 Milchkühen, die eine Jahresproduktion von mehr als 5 Millionen Litern Milch erbringen. Der Betrieb wird vorzugsweise in Weidehaltung geführt, was einen wichtigen Qualitätsunterschied darstellt.

Am Nachmittag organisierte „Lursail“ („Abere“ und „Lorra“ S. Coops.) eine sehr lehrreiche Präsentation über den Primärsektor des Baskenlandes. Anschließend fand ein Workshop zwischen den Landwirten, Technikern und Forschern des Projektes statt, um die wichtigsten Punkte von R4D zu analysieren und zu teilen.

Copa Del Rei 2024 Gewinner: Athletic Bilbao Club
Auch der kulturelle Austausch in den unterschiedlichen Ländern spielt eine Rolle. Dieses Mal hatten wir die einmalige Gelegenheit einen historischen Tag in Bilbao mit zu erleben: Nach 40 Jahren fuhr der „Kahn“ in die Mündung von Bilbao. Einige Tage zuvor hat der Athletic Club die Copa Del Rey gewonnen. Dies wurde von der gesamten Bevölkerung, für die Fussball quasi eine Religion ist, ausgiebig gefeiert.

Abschluss in der Käserei „Soloitza“
Am Freitag schließlich besuchten wir die Käserei „Soloitza“ in Respaldiza (Álava). Es handelt sich um einen traditionellen Betrieb, der Joghurt, Blauschimmelkäse und Frischkäse aus der Milch der eigenen Kühe herstellt. Das Unternehmen stützt sich dabei auf den Km 0 und lokale Vertriebsketten, wie z. B. die nahe gelegenen Schulkantinen.

In der Zwischenzeit konzentrierten sich einige Techniker auf die verschiedenen Arbeitsgruppen des Projekts sowie auf die Punkte, die vor der nächsten Reise nach Rennes noch erledigt werden müssen.

Dass Landwirtschaft im Baskenland eine große Rolle spielt, zeigte zudem die Präsenz von verschiedenen Medien wie „EiTB“ (baskisches Regionalfernsehen), der Zeitung „El Correo“ und den Radiosendern „Onda Vasca“ und „Radio Bizkaia“, die uns auf unseren Besichtigungen begleiteten und anschließend ausführlich darüber berichteten.

Weitere Informationen zu den Betrieben finden Sie auf unserer Webseite: www.resilience4dairy.eu

Text: Jon San Jose, Caroline Braquet;
Fotos: Michel Thielen