Vollmechanische Unkrautbekämpfung im Mais und im Winterweizen: Chancen durch Beihilfen, Risiken durch Wetter

Unkräuter haben unter allen Schaderregern das höchste Schadpotential. Dieses spiegelt sich in den Statistiken zum Pflanzenschutzmittelverbrauch vieler Länder wieder, wo Herbizide oft an erster Stelle stehen. Fehlschläge bei der Unkrautbekämpfung können zum Überwuchern der Kultur und zum Anreichern von Unkrautsamen und -wurzeln im Boden führen. Daher ist eine hochwirksame Unkrautbekämpfung eine Grundvoraussetzung für eine produktive Landwirtschaft. 

Insbesondere in Kulturen, die in Reihen angebaut werden, gibt es immer mehr Angebote von Maschinen, die Unkraut mechanisch bekämpfen können. Dabei wird das Unkraut zwischen den Reihen meist zuverlässig erfasst; innerhalb den Reihen (zwischen den Pflanzen) ist der Wirkungsgrad oft noch zweifelhaft. Durch die Einführung von Beihilfen für einen Verzicht auf Herbizide wird die mechanische Unkrautbekämpfung betriebswirtschaftlich interessanter, als sie es zuvor war.

Herkunft der Daten
Im Rahmen des vom Ministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Weinbau geförderten EIP Projektes „Digital Pilot Farms“ wurde unter anderem die betriebsübliche Unkrautbekämpfung mit vollmechanischer Unkrautbekämpfung auf den Flächen dreier Betriebe im Mais und im Winterweizen verglichen.

Zu diesem Zweck wurden Streifenversuche mit zwei Wiederholungen angelegt, wobei die Breite der Parzellen der Arbeitsbreite der Maschinen entsprach, die auf dem jeweiligen Betrieb zur Verfügung standen. Die Variante „Betriebsüblich“ wurde vom jeweiligen Landwirt bewirtschaftet, wie er es für richtig hielt. Die Variante „vollmechanische Unkrautbekämpfung“ wurde zusammen mit der Landwirtschaftskammer bewirtschaftet, die unter anderem für die mechanische Unkrautbekämpfung notwendige Spezialmaschinen organisiert hat. Die Versuche folgten der Fruchtfolge der Betriebe und fanden daher in jedem Jahr auf einer anderen Parzelle statt.

Ergebnisse: Mais
Die Versuche im Mais wurden in den Jahren 2019-2021 durchgeführt. Im Durchschnitt der Jahre und Standorte lieferte die vollmechanische Unkrautbekämpfung ein um 105 €/ha schlechteres Ergebnis als die betriebsübliche Bewirtschaftung.

Besonders schwer war der Weiße Gänsefuß innerhalb der Reihen mit mechanischen Methoden zu bekämpfen. Die nach der mechanischen Bekämpfung in den Reihen verbliebenen Unkrautpflanzen haben es an einzelnen Standorten und Jahren geschafft, den Mais im Jugendstadium zu überwuchern (Abb. 1). Mit der rezent eingeführten Beihilfe (Ecoschemes 514-HT2) von 250 €/ha für Herbizidverzicht bei Mais hätte der Verlust von 105 €/ha allerdings mehr als kompensiert werden können.


Ergebnisse: Winterweizen
Der Winterweizen wurde in zwei Phasen untersucht. In der ersten Phase von 2020-2021 wurden nur Herbizide zugunsten vollmechanischer Unkrautbekämpfung weggelassen, in der zweiten Phase von 2022-2023 wurde in einer Variante zusätzlich auf Fungizide verzichtet. Im Zeitraum 2020-2021 war das betriebswirtschaftliche Ergebnis bei rein mechanischer Unkrautkontrolle im Winterweizen im Mittel der Jahre und Standorte um 96 €/ha schlechter als die betriebsübliche Bewirtschaftung. Durch die Beihilfe 514-HT1 von 150 €/ha hätte dieser Verlust aber mehr als kompensiert werden können.

Im Zeitraum 2022-2023 war die vollmechanische Unkrautbekämpfung im Winterweizen um 175 €/ha schlechter als die betriebsübliche Bekämpfung, was ein höherer Verlust war, als die mittlerweile verfügbare Beihilfe von 150 €/ha kompensieren könnte. Im Jahr 2023 war es an einigen Standorten zu nass für eine wirksame mechanische Bekämpfung von Unkräutern und Ungräsern im Jugendstadium. Das Scheitern der mechanischen Ungrasbekämpfung im Jahr 2023 zeigte sich im weiteren Verlauf der Saison in Form eines dichten Besatzes mit Ackerfuchsschwanz (Abb. 2). Mögliche Probleme durch die Unkrautsamen in Folgejahren konnten im Rahmen dieses Projektes nicht untersucht werden.

Fazit
In Jahren, deren Witterungsverlauf eine mechanische Bekämpfung der Unkräuter und Ungräser im Jugendstadium erlaubte, wären die mittlerweile verfügbaren Beihilfen für Herbizidverzicht attraktiv gewesen. Bei Problemen mit der Befahrbarkeit der Böden im Zeitraum wo die Unkräuter noch klein sind und damit verbundener geringer Wirksamkeit mechanischer Methoden können Verluste entstehen, die von den verfügbaren Beihilfen nicht vollständig kompensiert werden. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass mechanische Unkrautbekämpfung zeitaufwändiger ist als chemischer Pflanzenschutz und damit größere Zeitfenster mit brauchbaren Wetter- und Bodenbedingungen benötigt werden, als sie zum Beispiel im Jahr 2023 gegeben waren.

Danksagung
Wir danken dem Ministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Weinbau für die Unterstützung des Projektes Digital Pilot Farms.

 

Moritz Colbus (LWK) und Marco Beyer (LIST)