Alcovit N° 515
Stallbau aktuell: (von Pit Bosseler)
Wasser: das wichtigste Futtermittel
Eine Kuh nimmt tatsächlich zwischen 120 und 180 Litern Wasser am Tag zu sich – manchmal kann es sogar noch mehr sein. Der Wasserbedarf steigt erheblich mit der Milchleistung und auch die Umgebungstemperatur spielt eine große Rolle. Vor allem im Sommer sollten die Kühe deutlich mehr trinken, da sie durch die hohen Temperaturen schnell unter Hitzestress leiden. Eine unzureichende Wasseraufnahme wirkt sich negativ auf die Futteraufnahme aus und hat somit auch auf die Milchleistung und die Gesundheit der Herde einen direkten Einfluss. Für jedes Kilogramm Trockenmasseaufnahme benötigen Kühe im Durchschnitt 5 bis 6 Liter Wasser.
Qualität und Sauberkeit
Es ist so wichtig, dass Kühe nur Wasser mit Trinkwasserqualität trinken, weil die Tiergesundheit sonst leiden kann – von Eutergesundheitsproblemen über Fruchtbarkeitsstörungen bis hin zu Darmerkrankungen.
Da Leitungen auch mal beschädigt sein können, sind regelmäßige Wasseranalysen wichtig, um Schäden frühzeitig zu erkennen. Wasseruntersuchungen kosten etwa 80 bis 100 € pro Probe – gut investiertes Geld, wenn sich dadurch ein Problem vorbeugen lässt. Auch wenn alles gut läuft, sollten regelmäßig Proben genommen werden, um Vergleichswerte zu haben. Besonders bei Brunnenwasser sind Untersuchungen oft vorgeschrieben, aber ebenso sind sie auch bei Leitungswasser sinnvoll.
Das A und O bei einer Tränke ist die Sauberkeit! Kühe haben einen sehr feinen Geruchssinn und reduzieren die Wasseraufnahme deutlich, wenn das Wasser nicht frisch und schmackhaft ist. Deshalb müssen die Tränken täglich kontrolliert und gereinigt werden.
Mehrere Tränkestellen einplanen
Ein wichtiger Punkt, der sicherlich beim Thema rund um Tränken genannt werden muss, ist die physische Verfügbarkeit von Tränken. Als Richtwert empfiehlt sich inzwischen nicht nur 7, sondern besser 10 oder 12 cm Tränkelänge pro Tier bereitzustellen. Bei Trogtränken sollten mindestens 5 bis 7 cm pro Kuh eingeplant werden. Unabhängig von der Anzahl der Tiere müssen in jedem Haltungssystem mindestens zwei Tränkestellen eingeplant werden. So wird gewährleistet, dass bei Ausfall einer Tränke aus technischen oder aber auch hygienischen Gründen weiterhin die Möglichkeit zur Wasseraufnahme besteht. Zusätzlich wird das Problem von unterschiedlicher Rangordnung innerhalb der Tiergruppe entschärft. Als Faustzahl gilt, je 20 weitere Tiere sollte eine weitere Tränke installiert werden. Das bedeutet, dass auf 100 Kühe sechs Tränken kämen.
Geeignete Tränketypen
Bei der Wahl der richtigen Tränke ist auf die Reinigungsmöglichkeit bzw. die Entwässerung zu achten. Um eine gute Wasserqualität in den Tränken zu gewährleisten, sollte eine Reinigung aller Tränkebecken am besten täglich, aber mind. dreimal wöchentlich erfolgen. Daher sind Trogtränkebecken mit Schwimmerventilen in einer Länge von 80 – 100 cm mit Kippvorrichtung oder Ablassmöglichkeit durch ein Stopfensystem das Mittel der Wahl.
Alternativ eignen sich Ventiltrogtränken mit Wasservorrat, da diese relativ platzsparend und nahezu selbstreinigend sind. Diese Tränken werden von den Tieren über eine breite Ventilklappe bedient. Je nach Stallform eignen sich auch sehr gut Ventildoppeltrogtränken, die von beiden Seiten von den Kühen genutzt werden können. Diese Tränken zählen als zwei Tränkestellen und haben den Vorteil, dass die Kühe parallel zum Übergang stehen und daher vorbeigehenden Tieren nicht im Weg sind. Ähnliche Modelle gibt es auch als Schwimmertrogtränken.
Auch in Tiefstreuställen, bzw. Abkalbeställen darf die Wasserversorgung nicht vernachlässigt werden. Die Tiere, die in solchen Ställen untergebracht sind, befinden sich oftmals in einer sensiblen Phase, z.B. rund um die Geburt oder sind krank und haben besondere Bedürfnisse. Für solche Tiere ist ein sehr gutes und einfach zu erreichendes Wasserangebot besonders wichtig um Stoffwechsel, Futteraufnahme und Pansenfüllung aufrecht zu erhalten. Daher eignen sich sehr gut Ventiltrogtränken mit kleinem Vorrat. Bei einer Möglichkeit, Flüssigkeit aus dem Einstreubereich ablaufen zu lassen, sind natürlich auch Trogtränkebecken richtig.
Für den Fall, dass festliegende Kühe vorhanden sein können und für ein gutes Management rund um die Geburt, sollten sich in der Nähe solcher Ställe sowohl Kalt- als auch Warmwasserhähne befinden.
Anordnung und Montage
Die Tränken müssen im Stall gut verteilt sowie einfach zu erreichen sein und nach mehreren Seiten verlassen werden können. Denn besonders rangniedere Kühe und Färsen werden gerne von Alphakühen attackiert, sie müssen sich von der Wasserstelle schnell und ungehindert entfernen können. Der Wasserzufluss sollte in Anlehnung an die Wasseraufnahmekapazität großer Wiederkäuer mindestens 20 l/ min betragen. Dies ist bei der Planung des Wasserleitungssystems zu berücksichtigen und geeignete Querschnitte und Ventile vorzusehen.
Bei der Montage von Tränken ist zu beachten, dass der Tierverkehr ungestört ablaufen muss. Werden Tränken auf z.B. Übergängen installiert, müssen diese mind. 3,6 m breit sein.
In Boxenlaufställen für laktierende Kühe ist eine Kombination von größeren Tränkebecken mit Schwimmerventilen im Stallbereich in der Nähe vom Melkstandausgang und Ventiltrogtränken in den übrigen Stallbereichen, z.B. in den Übergängen, sinnvoll. Für die Rücktriebsbereiche in den Stall sind größere Flächen sinnvoll, da sich dort viele Kühe sammeln bzw. viele Kühe diesen Bereich kreuzen. 5 bis 6 m Breite sind dafür oftmals gut investiert, da dort häufig auch Brunstaktivitäten deutlich gezeigt werden.
Für ein tiergerechtes Saufen sollte bei Milchkühen die Oberkante des Trograndes vom Niveau der Standfläche ausgehend 80 – 85 cm nicht überschreiten. Eine Wassertiefe von 15 bis 20 cm reicht aus.
Im Hinblick auf die kalte Jahreszeit ist eine störungsfreie Wasserversorgung im Vorfeld durch entsprechende Frostsicherung sicherzustellen. Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten wie tiefe Verlegung der Leitungen, Ventilheizungen, Frostschutzheizleitungen oder Anschluss an eine Ringleitung mit Pumpe und Heizung.
Vertränkung von angewärmtem Wasser
Wird Milch per Vorkühler abgekühlt, fallen je nach Technik ca. 1 bis 2 Liter lauwarmes Brauchwasser je gemolkenem Liter Milch an. Dieses Wasser kann in das Tränkesystem für Milchkühe und Jungvieh eingespeist werden. In der Regel wird dieses Wasser sehr gerne aufgenommen und in großen Portionen gesoffen. Die Gesamtwasseraufnahme über einen Tag gesehen steigt dadurch allerdings nicht. Kälteres Wasser wird in mehreren Portionen aufgenommen und kann bei warmen Umgebungstemperaturen sogar sehr positiv für die Wärmeregulation sein bzw. Hitzestress entgegenwirken.
Besonderes Augenmerk bei der Nutzung von erwärmtem Wasser ist auf die Hygiene zu legen. Lagerbehälter sollten nicht transparent sein und nicht in der Sonne stehen, da durch Wärme und Licht das Wachstum unerwünschter Keime und Algen angeregt wird. Die Lagerbehälter sollten wenige Stunden nach dem Melken vollständig geleert sein und regelmäßig auf Verunreinigungen geprüft werden.