Feldbegehungen in den Sortenprüfungen des biologischen Landbaus

Als fester Bestandteil einer ganzen Reihe an Feldbegehungen über die Vegetationsperiode, lädt das Institut fir Biologesch Landwirtschaft an Agrarökologie Luxemburg (IBLA) jährlich zur Begehung der Sortenprüfungen ein.

Den Anfang machte dieses Jahr am 2. Juli die Begehung der Sommergetreide Sortenprüfung in Hupperdange beim Betrieb Schanck. Den rund 70 Teilnehmern wurde dabei die Möglichkeit geboten, sich einen eigenen Eindruck über die einzelnen Sorten zu machen. Vorgestellt wurden neben Weizen, Gerste und Hafer auch erstmals drei Sorten Hartweizen. Diese eher im Mittelmeerraum verbreitete Weizenart wird im Zuge von mehr Regionalität auch in unseren Breitengraden immer stärker auch im ökologischen Landbau nachgefragt. Durch seine glasigen Körner ist Hartweizen besonders in der Teigwarenproduktion beliebt. Im Anbau unterscheidet sich der Hartweizen vor allem durch eine „schlankere Wuchsform“ und etwas höheren Nährstoffanforderungen vom Weichweizen, sodass er im ökologischen Landbau nur nach Kleegrasumbruch und Einsatz von organischer Düngung sein volles Ertrags- und Qualitätspotential erreichen kann. Vor allem zur Abreife hin bevorzugt Hartweizen trockene Witterungsbedingungen, damit es nicht zu Qualitätseinbußen wie z.B. Dunkelfleckigkeit kommt.

Unter den dieses Jahr herrschenden Witterungsbedingungen zeigten alle drei Hartweizensorten einen hohen Rostbefall, wobei anzumerken ist, dass dieser auch bei einer Vielzahl an Weichweizen- und Hafersorten vorkam. Bei den Gerstensorten zeichnete sich ebenfalls ab, dass die ausgiebigen Niederschläge eine Vielzahl von Pflanzenkrankheiten verursachten. Auch Neuzüchtungen und als „resistent“ angepriesene Sorten waren nicht vor Pflanzenkrankheiten gefeit, was die Wichtigkeit der Sortenprüfung unterstreicht, um die tatsächlichen Pflanzencharakteristika festzustellen. Neben den Unterschieden in der Pflanzengesundheit, konnten die LandwirtInnen bei der Feldbegehung aber auch die Unterschiede in Wuchsform und Beikrautunterdrückung begutachten.

Am 17. Juli standen bei der zweiten Feldbegehung die Körnerleguminosen im Mittelpunkt, darunter insbesondere die Sojabohne die jetzt bereits seit 2018 fortlaufend geprüft wird und auch mit einer Sorte auf der nationalen Sortenliste vertreten ist. Wie alle Leguminosen kann Sie über eine Symbiose mit Knöllchenbakterien, im speziellen Fall Bradyrhizobium japonicum, Luftstickstoff fixieren und verwerten. Daraus resultiert zum einen ein sehr hoher Proteingehalt (± 40 %) als auch eine sehr hohe Wertigkeit dieses Proteins, welche aus der Zusammensetzung von vielen essenziellen Aminosäuren (v.a. Lysin & Methionin) hervorgeht. Durch züchterische Fortschritte ist es zudem gelungen ertragsstarke Sorten mit einer frühen Abreife hervorzubringen, die auch in unseren Lagen gewinnbringend angebaut werden können. Für Luxemburg beschränkt sich die Anbauempfehlung zurzeit noch auf das Gutland, dies könnte sich in den nächsten Jahren aber durchaus ändern. Ein großes Hemmnis für den hiesigen Sojaanbau sind immer noch die fehlenden Weiterverarbeitungsstrukturen, v.a. was das Toasten der Sojabohne anbelangt. Nur mittels dieses Eingriffes können in den Sojabohnen vorhandenen Tripsininhibitoren inaktiviert werden, und so bedenkenlos verfüttert werden.

Die Sojabohne kann weiterverarbeitet, aber auch direkt zur Humanernährung genutzt werden. Auf der Versuchsfläche, die beim Sojaanbaupionier Johanns lag, wächst daher auch die Sorte Tofina, eine speziell zur Tofu Herstellung gezüchtete Sorte. Das nasse Frühjahr stellte auch für den Sojaanbau dieses Jahr eine Herausforderung dar. Insbesondere der richtige Saatzeitpunkt gestaltete sich schwierig. Dies konnte man eindrücklich an der Fläche in Bous erkennen. Die Sorten der Sortenprüfung, welche zwischen zwei Starkregenperioden am 9. Mai gesät wurden, präsentierten sich am 17. Juli üppig und bereits zu Beginn der Blüte, allerdings aufgrund des nicht erstellten falschen Saatbettes auch mit höherem Beikrautanteil als sonst üblich. Der Bestand in der Randparzelle, welcher Anfang Juni neu gesät wurde, nachdem er Anfang Mai schlichtweg „ersoffen“ war, präsentierte sich nahezu beikrautfrei, allerdings mit einem deutlichen Entwicklungsrückstand. Welcher Kompromiss abschließend der richtige war, wird sich erst im Herbst zeigen.

Neben der Sojabohne wurden aber auch noch drei weitere Körnerleguminosen vorgestellt; die Kichererbse, die Linse und die „broad leaf bean“ zu Deutsch auch „Saubohne“ genannt. Während Linsen und Saubohnen durchaus als heimische Pflanzen anzusehen sind, ist die Kichererbse eher ein Exot aus wärmeren Gebieten, die im Zuge des Klimawandels aber auch eine Ausdehnung des Anbaugebiets nach Norden erlaubt. Alle drei Kulturen sind derzeit noch Nischenprodukte, die aufgrund der vermehrten Nachfrage aber durchaus Vermarktungspotential haben. Erste Versuchsflächen auf Betriebsebene wurden dieses Jahr ausgesät, ein erstes Fazit zur Anbauwürdigkeit dieser Kulturen kann aber erst nach der Ernte erfolgen.

Abgerundet wurden beide Veranstaltungen mit einem kleinen Patt, bei dem sich der Austausch unter den Teilnehmenden, sowie mit den Mitarbeitern des IBLA-Sortenteams am angenehmsten gestalten lässt.

Text & Fotos:
Mathieu Wolter, IBLA