Hunneg aus dem Kiischtendall

Der Imkerbetrieb Guth liegt in Trintange im bekannten "Kiischtendall". Hier wohnen Jos und Annette Guth und betrieben einen der bekanntesten Bienenzuchtbetriebe Europas.

Der Berufsimkerbetrieb von Annette und Jos Guth

(AF) Der Imkerbetrieb Guth liegt in Trintange im bekannten „Kiischtendall“. Hier wohnen Jos und Annette Guth. Sie betreiben dort einen der bekanntesten Bienenzuchtbetriebe Europas.

Die Zahl der Imkereien im Land schwindet. 2013 beantragten 141 Imker die Nationalmarke für Honig – Tendenz fallend. Berufsimkerbetriebe gab es schon immer nur wenige in Luxemburg, heute sind es nur noch zwei. Bei den Guth’s werden rund 300 Bienenvölker auf verschiedenen Standorten zwischen Mosel und Luxemburg-Stadt gehalten. Neben der Chefin Annette und ihrem Mann Jos arbeiten noch 2 Praktikanten auf dem Betrieb mit.

Im Gegensatz zur gewöhnlichen landwirtschaftlichen Viehhaltung hat die Imkerei einige Besonderheiten: So ist die einzelne Biene nicht lange überlebensfähig. Nur das Volk, als Ganzes kann überleben und sich vermehren.

Ein Bienenvolk besteht aus bis zu 80.000 Bienen

Ein Volk besteht im Frühsommer aus 40.000 bis 80.000 Bienen. Lediglich die Königin legt Eier und sorgt so für den Nachwuchs. Der Rest des Volkes besteht aus den Arbeiterinnen und aus einigen hundert männlichen Bienenwesen, den Drohnen.

Während es die einzige Aufgabe der Drohnen ist, eine jungfräuliche Königin zu begatten, sind den Arbeiterinnen je nach ihrem Alter unterschiedliche Aufgaben im Volk zugeteilt. Die Jüngsten unter ihnen kümmern sich als Ammenbienen um den Nachwuchs des Volkes. Mit zunehmendem Alter werden sie dann zum Bau von Waben, als Wächterinnen und schließlich ab einem Alter von 21 Tagen zum Sammeln von Pollen, Wasser und Nektar eingesetzt. Eine Arbeiterin wird in der Vegetationszeit  maximal 45 Tage alt.

Bienen vermehren sich auf natürlichem Weg durch einen Schwarm. Wird es einem Volk in seiner Behausung zu eng, beginnt es in so genannten Weiselzellen neue Königinnen heranzuziehen. Da es im Bienenvolk nur eine Chefin geben kann, verlässt die alte Königin, bevor eine neue Königin schlüpft, das Volk und sucht sich mit einem Großteil der Bienen eine neue Bleibe. Da dieses Verhalten nicht gerade steuerbar und berechenbar ist, versucht man es in der modernen Imkerei zu unterdrücken bzw. durch züchterische Maßnahmen zu reduzieren.

Honigstand

Ein Honigverkaufsstand der Berufsimkerei Annette und Jos Guth.

Königinnen für die Welt

Und gerade hier liegt das Steckenpferd von Jos Guth – die Bienenzüchtung. Denn auf dem Betrieb Guth wird nicht nur Honig erzeugt sondern auch professionell Königinnen gezüchtet. Jos Guth arbeitet dabei eng mit einem weiteren, über die Grenzen von Luxemburg bekannten, Bienenzüchter und Berufsimker zusammen, Paul Jungels aus Brandenbourg. Jungels ist international anerkannter Züchter der Bienenrasse Buckfast (genannte nach dem Englischen Kloster Buckfast in der Grafschaft Devon). In Brandenbourg wird die eigentlich Zucht und Selektion betrieben und bei Jos Guth wird das ausgelesene Zuchtmaterial dann vermehrt. So verlassen jedes Jahr viele Königinnen aus bester Zucht Trintange. Sie finden ihren Weg in alle Länder Europas und auch in entfernte Länder wie Mexiko, Israel und Martinique, um dort die Zucht zu verbessern. Das erfordert natürlich eine hervorragende Organisation, denn Zuchtarbeit ist Terminarbeit, sagt Jos Guth.

Zuchtarbeit ist Terminarbeit

Um eine neue Königin zu züchten bedarf es mehrere aufeinander ab-gestimmte Arbeitsschritte. Zunächst wird eine junge Bienenlarve ausgewählt und in eine spezielle Zuchtzelle umgebettet. Diese wird nacheinander verschiedenen Bienenvölkern zu Anzucht übergeben, bis schließlich eine schlupfreife Königinnenzelle entstanden ist. Aus dieser kann in einem speziellen Begattungsvolk eine junge Königin schlüpfen. Die Jungfernkönigin wird dann entweder auf natürlichen Wege durch Drohnen in der Luft begattet oder aber es wird durch künstliche Besamung eine speziell gewünschte Anpaarung zur weiteren Zucht geschaffen.

Das Schreckgespenst der Imker, die Varroamilbe

Schwer zu schaffen macht den Imkern weltweit die Varroamilbe. Anfang der 1980er Jahre wurde dieser Schädling aus Asien eingeschleppt. Die Varroamilbe befällt die jungen Bienenlarven, sticht diese an, um sich vermehren zu können und um ihren Nachwuchs zu ernähren. So wird der Bienennachwuchs geschwächt, sowie Viren und Krankheiten übertragen. Das führt jährlich zum Verlust vieler Bienenvölker und hat schon viele Imker dazu bewegt die Bienenhaltung aufzugeben.

Ein Weg zur Bekämpfung dieser Seuche wird die Züchtung und Selektion von so genannten „Varroa sensiblen Hygiene“ (VSH) – Bienen sein. Diese Bienen erkennen Bienenbrut, die von einer Varroamilbe mit Nachkommen befallen ist und zerstören sie. So wird der Varroamilbe die Möglichkeit genommen sich zu vermehren. Bei Paul Jungels wurden Kreuzungen von verschiedenen Bienenherkünften ausgelesen, die die VSH Eigenschaft und guten Honigertrag kombinieren. Dies könnte ein erster Schritt sein, um der Varroamilbe auf züchterischem Wege begegnen zu können.

Zum Honigsammeln bis in die Provence

Natürlich geht es bei Jos und Annette Guth auch um Honig. Auch hier ist man professionell aufgestellt. Um verschiedene Honigsorten anbieten zu können wandert Jos Guth mit den Bienen in die Nähe von Metz für den begehrten Akazienhonig, in die Vogesen für Tannenhonig und sogar bis in die Provence um dort Lavendelhonig ernten zu können.

Zur Ernte werden die vollen Honigwaben von den Völkern abgenommen und nach Trintange gebracht. Dort werden sie in einer vollauto-
matischen Honigschleuder geleert, der Honig gefiltert und schließlich bis zur Abfüllung gelagert. Vermarktetet wird der Honig aus dem Betrieb Guth über die Delhaize und Auchan Supermärkte. Außerdem kann der Honig aus dem „Kiischtendall“ natürlich auch direkt in Trintange oder samstags morgens auf dem städtischen Markt (um Knuedler) gekauft werden.

 

Die vollautomatische Honigschleuderstraße.So können bis zu 600kg Honig pro Stunde aus den Waben geschleudert werden. 

Die vollautomatische Honigschleuderstraße.So können bis zu 600kg Honig pro Stunde aus den Waben geschleudert werden.